Europa und Asien : oder Der Mensch und das Wandellose : Sechs Bücher wider Geschichte und Zeit

79 todumlohetem Rausche der Freude; stets befriedigter Genuß macht gemein. Damals grüßten sie einander: ya&ps! Freue Dich!; wir aber sagen: Prosit! oder: Mahlzeit! .... -

Eingekastelt in Kontor, Kaserne, Kabinett, Kanzlei, Küche, Kaie, Kirche und Kerker ... . so ist Liebe entartet zur Gemeinsamkeit der Genüsse und Zwecke. Der Mensch lebt nicht. Er rechnet; er denkt.

Durch diese vernutzte Welt ilattert als ein Endchen Traum und wie ein Gruß und Segen aus der verlorenen Urheimat des Menschengeschlechtes jener ergreifend schöne Vogel, von dem die alte Sage erzählt, daß er die Menschenkinder hole aus

ierner Lebenswelle. Auf unsern oft entweihten Dächern sehn wir noch hie und da die traute Würde eines Storchennestes.-

Man hat die Taube, die im Geflügelhofe verunzüchtete, als den Vogel des Eros gepriesen. So hört denn wie eine noch unverbildete Natur zu lieben vermag:

Geschieht bei Störchen jemals ein Ehebruch, so erscheint auf das Geklapper des gekränkten Ehemannes, der ganze Stamm und vollzieht triebsicher das Gebot der Blutrache, indem jedes Glied des bastardirten Stammes dem schuldigen Weibchen den Schnabel in die Brust stößt, bis es starb. Jedes!! nur nicht das verunrechtete Männchen. Das steht abseits und singt seine Klage. Dann verläßt es die Gegend. Und kehrt niemals wieder. So liebt der heilige Vogel Asiens. Für Euch aber, kluge Europäer, sind wohl die in tausend künstlichen Gefiedern schimmernden Tauben die richtigen Vögel der Liebe.

Aber Natur senkt ihren stolzen Lieblingen einen tiefen Trieb ins Herz. Grade aus diesem heiligem Triebe zum Leben wissen sie auch groß zu sterben. Sie werden nicht untergehn an Euch und Eurer Kultur. Wo immer die wilden Störche einen in Europa zurückgebliebenen, in die Hand des Menschen gefallenen Artgenossen entdecken, da fallen sie über ihn her und — töten ihn. — Auch die wilden Elefanten Indiens, die letzte noch übriggebliebene Seele des untergehenden asiatischen Urwalds, wo immer sie einen zahmgewordenen Elefanten finden, der den Menschen dient, und in ihrer Zucht entartet, da stoßen sie ihm den mächtigen Hauzahn ins Herz. Und so lange diese edlen Geschöpfe, diese Träume einer 'gewaltigeren Erde noch nicht entarten, verweigern sie in menschlicher Gefangenschaft die Fortpflanzung ihrer Art.

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