Europa und Asien : oder Der Mensch und das Wandellose : Sechs Bücher wider Geschichte und Zeit

Upanishad) Einerdererkenntnicht wissenkann oder (mit Laotses Worten), daß ‚Nur derjenige weiß, der nicht lebt, dagegen der am Leben teilhat nichtwissenkann‘, daß mithin ein Wissen unmittelbaren Seins gar nicht möglich ist, maaßen alles Wissen seiner Natur nach immer nur sein kann; das nachträgliche Sinngeben eines vorsinnlich Unbewußten. Kurz und bündig gesprochen:

Im Abendlande hat die menschliche Welt des Geistes das Lebendige überwuchert. Dasist der Fluch wie der Segen der Kultur.

Ein schönes Gleichniß für diesen Segen und Fluch bietet der heilige Baum des buddhaisirten Indiens: die Baniane. Dieser hochnützliche Feigenbaum, unter dessen Krone oit bis zu zehntausend Menschen bequem Platz finden, liefert Kautschuk, Gummi, Bast, Lack und Wachs, und nicht nur seine Früchte, sondern auch seine Blätter sind eßbar. Aber mit zahllosen Luftwurzeln überwächst, überwuchert er ganze Urwälder. Seinen Namen trägt dieser Menschenbaum vom Handelsstand, weil die Kaste der indischen Kaufleute, die Bunians unter diesem Baume ihre Gebete zu verrichten pflegen. Auch Amerikas erfolgreichster Apostel der Theosophie, deren Namen man ja bezeichnenderweise neuerdings in den einer Antroposophie umgewandelt hat, John Bunyan führt den Namen des Baumes, der zwar in den Tropen Schutzgott und guter Genius der Menschen ist, zugleich aber auch die ganze außermenschliche Natur verbraucht und verdrängt, bis auf den letzten Halm.

Merkwürdig dürfte endlich auch sein, daß dieser Baum bei den Buddhisten oft Mara genannt wird. Dieses aber ist der uralte Name des Lebensgottes und zugleich des Teufels (des Bösen). Den selben Namen führt im A. T. ‚das bittere Wasser in der Wüste‘, welches als erster Moses ..... trinkbar machte für Menschen.