Geschichte der auswärtigen Politik Österreichs im 19. Jahrhundert.

A. Öſterreichs Gegenwehr und Demütigung. 41

flargelegt — aber deshalb verliert der Volksfkrieg in Tirol und Vorarlberg weder an Weihe noh an Zauber. Die trogzigen Krieger verdienten die ſ{hönen Denkmäler, die ihnen im dankbaren Lande und in den Büchern der deutſchen Poeſie und Geſchichte enthufiaſtiſch errichtet wurden. Von Wien aus war die Bewegung nicht nur eingeleitet worden, vom faiſerlichen Hofe erhielt ſie auh fortwährend ſtarke Jmpulſe. Erzherzog Johann bildete die Seele des mutigen Aufſtandes und ſelbſt der Kaiſer ließ es niht an Anerkennung fehlen, die den Bauern, deren Verlangen nach der Rückkehr der öſterreichiſchen Herrſchaft ging, Stolz und Zuverſicht einflößte. Sollte das Blut in den Gebirgsſchluchten und Tälern und auf dem Berge Jſel nutzlos gefloſſen ſein? Franz, der die Streitaxt nicht endgültig zu begraben gedachte, der vor Napoleon noch nicht weichen wollte und den Waffenſtillſtand bloß als Mittel zur Sammlung der Kräfte betrachtete, zählte bei ſeinen Plänen auf die Volkskrieger. Sie bildeten einen anſehnlichen Poſten in ſeinem Kalküle, und er war ergrimmt, weil ſein Bruder ſich dieſen wegzuſtreichen erlaubte. Die Tiroler glaubten freilih niht an die Kunde von der Waffenruhe; ſie führten ihre Sache hartnä>ig fort, bis ſie ſ{<ließli< die traurige Wahrheit erkennen lernten und von der Übermacht Napoleons gezwungen wurden, ſich dem Gebote-des Unerbittlichen zu fügen.

Jn der Umgebung des Kaiſers Franz traten nach dem Abſchluſſe des Waffenſtillſtandes die widerſpruchsvollſten Einflüſſe zutage. Es gab eine unermüdliche Krieg8partei und nicht wenige tätige Befürworter des Friedens. Der Monarch ſ<hwankte zwiſchen Entſchloſſenheit und Schwäche und alle Maßnahmen entbehrten in den nächſten Wochen der Einheitlichkeit und Gradlinigkeit. Graf Philipp Stadion verließ die Stätte der Entſcheidungen, als die Frieden3unterhandlungen in Gang kamen, denn er konnte ſich an den trüben! Gedanken nicht gewöhnen, daß Öſterreichs Niederlage beſiegelt ſei. Jm Oktober wurde der Miniſter des Äußeren ſeines Amtes enthoben: ni<t nur der verdiente Mann, auch ſeine Politik war unterlegen. Ein anderes Geſtirn blißte am Himmel auf: Metternich, der nun auf der Seite der Friedensfreunde ſtand, gewann das Ohr des Monarchen.

Napoleon gab nach einigem polternden Widerſtreben die Einwilligung zu Verhandlungen mit Öſterreih und wünſchte Metternich als Unterhändler. So nahm der Friedens3kongreß in Ungariſ<-Altenburg ſeinen Anfang, bei dem Kaiſer Franz dur< Metternich und Nugent und Napoleon durch Champagny vertreten