Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

41 Neueſte Geſchichte. 1. Zeitraum.

nungen, aber feine edlere Geſtalt als Heinrich de la Rochejacquelein her= vorgebracht.

Dex Geiſt der Milde, der ſi, im Vergleiche zu der nächſten Ver-= gangenheit, bald na< Robespierre's Sturz im Konvent geltend machte,. zeigte ſi in den Verhaltungsvorſchriften, welche die gegen die Vendeer fommandirenden republikaniſchen Generale von dem neu beſezten Wohlfahrtsausſchuſſe erhielten. Sie ſollten zwar das Land unterwerfen, aber anſtatt ihnen, wie früher, Mord und Brand einzuſchärfen, ward für die Vendée eine Agrikulturkommiſſion, in der Abſicht die Kriegsſchäden abzuſchäßen, und 1a< Kräften wieder gut zu machen, eingeſetzt. Die Bevölkerung wurde in beruhigenden und verſöhnenden Proklamationen zur Niederlegung dex Waffen aufgefordert. Die vendeeiſchen Häuptlinge waren jedo< niht ſogleih zur Beendigung des Krieges geneigt, und führten ihn ſelbſt no< im Oktober gegen den tapferen und geſchi>ten General Canclaux fort. Als endlich der Konvent am 2. December (1794) zin Amneſtiedekret erließ, glaubten die royaliſtiſhen Chefs, bei der Ex{öpfung ihrer Mannſchaften, eine Gelegenheit zur Unterbrechung desKampfes nicht von der Hand weiſen zu dürſen. Am 13. Februar 1795 nahmen Charette und Sapinaud zu La Jaunnaye, und am 2. Mai Stoffz let zu St. Florent, im Namen ihrer Partei, einen Vergleich an, vermöge deſſen ſie die Nepublik anerkannten, die Waffen niederzulegen, ihre Artillerie und ihre Pferde auszuliefern verſprachen, und für die Vendée die freie Ausübung des Cultus und den Schuß der Geſetze erlangten. Von beiden Seiten ward ſtillſ<weigend unter dieſem Frieden nur ein Waffenſtillſtand verſtanden. Charette und Stofflet dachten nux daran, während der ihnen vergönnten Nuhe, friſche Kräfte zur Erneuerung des Kampfes zu ſammeln. Die Konventskommiſſarien begriffen ebenfalls, daß von Seiten ſo extremer Naturen, wie Charette und Stofflet, auf keine dauernde Unterwerfung zu rehnen wäre. Aber abgeſehen davon, daß eine Ausföhnung mit der Vendée von den republikaniſchen Machthabern ge= wünſcht wurde, ſo bedurften dieſelben eines Theiles der im Weſten Frank= reichs ſtehenden Truppen zur Verſtärkung des Moſelheeres, was ohne eine Unterbrehung des Krieges in dieſer Gegend unmöglih geweſen wäre. Als Charette einige Zeit naher in Nantes, um deut General Canclgux—einen Beſuch abzuſtatten, erſchien, ward ex vom Volke mit Jubel begrüßt.

Die gegen die Republik bewaſfneten Royaliſten in der Bretagne, von ihren Feinden Chouans genannt, hatten, ungeachtet ihrer Tüchtig= Feit, weil ſie ſih nie zu ſo grofien Maſſen, wie die Vendeer, vereinigten.