Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

Die Chouans legen die Waffen nieder. 45

-nnd nicht die Gränzen ihrer Heimath überſchreiten wollten, nit dieſelbe

Bedeutung wie jene erlangt. Innerhalb ihres Landes waren ſie aber ten republifgniſhen Truppen und Nationalgarden gefährlih geworden. Indeſſen wurde auh von ihnen das Bedürfniß einer zeitweiligen Ruhe gefühlt, aber, eben ſo wenig wie von ven Vendeern , an eine aufrichtige Unterwerfung unter die Republik gedacht. Ihre Führer legten unter denſelben Bedingungen, wie Charette und Stoſſlet, die Waffen nieder. Unter den Chouans trat beſonders Georges Cadouval , der Sohn eines Müllers, zu einem tragiſchen Ende beſtimmt, dur< ſeinen verwegenen Muth und ſeine große körperliche Stärke hervor.

Die verbündeten Mächte hatten, bei ihrer Kriegsführung gegen die Republik bisher wenig oder gar nicht an die Unterſtüßung der in Frank= reid) kämpfenden Royaliſten gedacht. Selbſt die militairiſh organiſirten Ausgewanderten, die Armee Condé genannt, welche überall, wo ſie in das Gefecht kamen, ſich durch ihren Muth hervorthaten , waren von den öſterreichiſhen und preußiſchen Generalen mit Mißtrauen betrachtet wor= den. Die unter den Befehlshabern der alliirten Heere herrſchenden Vor= urtheile wollten, bei den gemeinen Kriegern, feine anderen Beweggründe zur Pflichterfüllung, als die Fur<{ vor Stoſchlägen und Gaſſenlaufen, gelten laſſen. Die Disciplin, welche aus der Begeiſterung und dem Streben nach einem gemeinſchaftlichen Zwe> entſteht, kam den Generalen der Verbündeten unzuverläſſig und nnanwendbar vor. Die Thaten der Vendeer hatten, weil ſie durch freiwillige, nicht einförmig bekleidete und bewaffnete, und nicht regelmäßig eingeübte Soldaten, die von ihren Oberen nur bis auf einen gewiſſen Grad abhingen, vollbracht worden, in ven Hauptquartieren der Alliirten wenig Theilnahme erregt.

England dachte endlich aber zu ſpät daran, den bewaffneten Noya= liſten im weſtlichen Frankreich zu Hülfe zu kommen. Es wollte zu= gleich dur eine Landung an der franzöſiſchen Küſte die Streitkräſte der Republik theilen, und Oeſterreich Luft machen, das nach dem basler Frieden die Laſt des Krieges am Rhein faſt allein zu tragen hatte. Wenn eine engliſche Flotte im Sommer 1793, als 40,000 Vender un= ter den Waffen ſtanden, und auf mehren Punkten Frankreichs dem Konz vent der Gehorſam aufgekündigt wurde, eine hinreichende verbündete Truppenmacht an der Küſte von Poitou, wozu es niht an Mitteln und Gelegenheit fehlte, ansgeſchifſt hätte, ſo wäre die Nepublik vielleicht in ihrem Daſein bedroht geweſen. Jebt war aber der günſtige Zeitpunkt vorüber, und dem vom engliſchen Kabinet ohne Nachdru> und Umſicht geleiteten Unternehmen ſchien mehr die Abſicht, den Vürgerfrieg in