Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

48 Neueſte Geſchichte. 1. Zeitraum.

das Innere der Bretagne bis na< der Normandie hin, wo die Ausge= wanderten ebenfalls Anhang hatten, zu verbreiten. D'Hervilly fand den Plan, im Verhältniß zu den vorhandenen Streitkräften, zu kühn, und machte die Anſicht geltend, erſt die Ankunft der zweiten Abtheilung ab= zuwarten, und die heranſtrömenden Chouans im Gebrauche dèr Waſſen einzuüben. Es kam zwiſchen den beiden royaliſtiſhen Anführern zu einem Zwiſt, bei welchem ſich herausſtellte, daß niht Puiſaye, wie dieſer geglaubt hatte, ſondern d'Hervilly allein, von der engliſchen Regierung mit der Leitung des Unternehmens beauftragt war. Die Au8gewander= ten gaben d'Hervilly, der für einen au8gezeichneteren Officier als Puiſaye galt, Recht. Dieſer lettere berief ſih aber auf die von dem Grafen von Artois echalteue Beſtallung, und meinte, daß Royaliſten auf franzöſiz hem Boden den Anordnungen ihrer Prinzen, und nict denen der eng= liſchen Miniſter, Folge zu leiſten hätten. Beide berichteten na London, und ihre Uneinigkeit wirkte auf die gemeinſchaftlihe Sache nachtheilig ein. Die royaliſtiſ<hen Agenten in Paris mahnten, dem Unternehmen abgeneigt, die vendeeiſchen Häuptlinge von der Theilnahme daran ab und ſchienen auf d’Hervilly und Puiſaye, indem ſie ſelbſt die Monarchie durch ihre Intriguen wieder herzuſtellen hofften, eiferſüchtig zu ſein.

Am 15. Julius, achtzehn Tage nach der erſten Landung, wurde die zweite Abtheilung des Expeditionsfkorps, unter dem Grafen von Sombreuil, auf der Höhe von Quiberon ſichtbar. Den Tag darauf griffen d’Hervilly und Puiſaye, ehe noh die angekommene Verſtärkung, aus Mangel an Transportſchifſen , an's Land geſetzt worden, den General Hoche, welchen ſie in ſeinem Lager zu überraſchen gehofft hatten, an Aber Hoche, von ihrem Vorhaben unterrichtet, empfing ſie mit einem fo heftigen Kanonenfeuer, daß ſie ſich in Unordnung nah dem Fort Penthievre zurü>ziehen mußten. D'Hervilly gerieth, ſchwer verwundet, in feindliche Gefangenſchaft. Ein Korps von Chouans, von dem Nitter von Tinteniac befehligt, das den Republikanern in die Flanke fallen ſollte, war ebenfalls geſchlagen, und- der Anführer getödtet worden. D'Heroilly hatte auf die Mitwirkung dieſer bretagneſhen Royaliſten gerechnet. Mehrere von den Chouans eingenommenen Ortſchaften, wie Auray, Landevan u. |. w., wurden wieder von den Republikanern beſeßt.

Unter ſolchen Umſtänden war der Erfolg faſt unmöglich geworden, und hätte das Unternehmen ganz aufgegeben werden ſollen. Aber Sombreuil, dem Vater und Bruder dur die Guillotine entriſſen worden, der, im Begriff ſtehend, ſi< in London mit einer von ihm ſchon ſeit längerer Zeit geliebten Perſon zu verbinden, ſi<h der Expedition ſogleich ange=