Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

944 Neueſte Geſchichte. 2. Zeitraum.

Trennung, welche auh ohne die von der neuen Regierung ſpäter in Bel= gien begangenen Mißgriffe zum Durchbruch gekommen fein würde,

În der Lage und Stellung der beiden ſkandinaviſchen Reiche, Schwe= den und Dänemark, ging durch den Wiener Kongreß feine Veränderung vor. Der König von Schweden blieb im Beſitz der norwegiſchen Krone, wie ſie ihm von England und Rußland zugeſichert und zulezt von Däne=mark ſelbſt abgetreten war. Das norwegiſche Volk wußte durc ſeine einmüthige, kräftige Haltung ſi die freie Verfaſſung zu bewahren, die es bei Gelegenheit ſeiner Trennung von Dänemark ſich gegeben hatte. Vergebens war der König Friedrich VI. na< Wien gekommen, vergebens Juten ſeine Bevollmächtigten eine Entſchädigung für den Verluſt von Norwegen nah. Sein langes Feſthalten an dem Bündniß mit Napoleon und die Unmöglichkeit eines Erſaßes für ihn, ohne Hannover zu beeinträchtigen und die Hanſeſtädte zu opfern, bildeten ein unüberſteigliches Hinderniß für ſeine Wünſche. Zuleßt ward ihm der ſhwediſche Antheil an Pommern nebſt der Inſel Nügen übergeben , die aber von ihm, als außer aller Verbindung mit ſeinen übrigen Staaten liegend, an Preußen gegen das Lauenburgſche und zwei Millionen Thaler ausgetauſcht wurden. Er ward als Herzog von Holſtein in den deutſhen Bund aufge= nommen. So geſ<wächt hatte Dänemark im europäiſchen Staatenſyſtem nur no eine Bedeutung als Hüter des Sundes , bis es ſpäter wieder, durch die Erhebung von Hrlſtein= Schleswig gegen ſeine Verſuche, die deutſche Nationalität daſeloſt zu unterdrü>en, und die daraus entſtan= denen Kämpfe , die allgemeine Aufmerkſamkeit auf ſich. ziehen ſollte.

Durch Napoleon's Sturz und die Wiedereinſetzung des franzöſiſchen

Ts Königshauſes war bas Princip der monarchiſchen Legitimität, d. h. des

einzig dur die Geburt begründeten Herrſcherrehtes, mehr als je emporgekommen. Beſonders war es Talleyrand, der dieſen Grundſaßz zur Ver= theidigung der Nechte ſeines Monarchen geltend machte, und darin den einzigen Schild gegen die Nevolution und das von ihr aufgeſtellte Princip der Volksfouverainetät und Wahl erkennen wollte. Der Wiener Kongreß huldigte ebenfalls dieſer Anſicht, konnte aber niht umhin, in einem bedeutenden Falle, eine Ausnahme von dieſem Princip zu geſtatten, und dadurch ſtillſ<weigend zuzugeben, daß es weniger ein ſolches als vielmehr nur eine politiſche Konvenienz iſt, die niht das Weſen der Monarchie ausmacht, ſondern nux unter gewiſſen Umſtänden zu deren Vertheidigung aufgeſtellt wird, Der 1809 vertriebene König von Schweden Guſtav Avolph IV., der zum Theil, wegen ſeiner Feindſchaft gegen Napoleon, den gekrönten Nepräſentanten der Revolution, und der in Ge=