Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

Sweden und die Legitimität, 245

mäßheit dieſer Geſinnung von ihm befolgten Pelitik, geſtürzt worden, wandte ſich an den Kongreß, und hob ebenfalls vas Recht der Legitimität und ſeine für die Sache der Könige dargebrahten Opfer hervor. Er nahm allerdings nicht ſeine eigene Thronentſagung zurü>, obgleich ſie ihm mit Gewalt abgezwungen worden, proteſtirte aber gegen das Thronfolgereht Bernadotte's, und verlangte die Anerkennung der Rechte ſei= nes Sohnes auf die ſ<hwediſche Krone. Ungeachtet der ſtillen Abneigung der franzöſiſ<hen Bourbonen gegen den Napoleon'ſ<hen Marſchall, ver ihr geborener Unterthan war und jeßt dem Throne fo nahe gekommen, ungeachtet der Eiferſucht Talleyr@nd's auf den früheren Gefährten an Napoleon's Hofe, ſtand der große Dienſf, den Bernadotte im entſcheiz denden Moment von 1812 Rußland ſchon dadurch geleiſtet, daß er ſi niht mit Frankreich verband , und ſpäter ſein Antheil an der Leitung des Feldzuges der Verbündeten bis zu der Schlacht von Leipzig, ſeine ausdrü>liche Anerkennung als Kronprinz von Seiten der drei verbündeten Monarchen, noch in zu friſchem Andenken, als daß in Bezug auf die \{<we= diſche Thronfolge eine Abänderung möglich geweſen wäre. Außerdem blieb gegen Bernadotte niht wie gegen Joachim Murat das Mittel übrig, einen Theil der Bevölkerung gegen ihn aufzuregen, da die {<we= diſche Nation in der Verwerfung der alten Dynaſtie und der Anerkennung der neuen einſtimmig blieb, Die Proteſtation Guſtav Adolph's blieb deshalb niht nur ohne Wirkung, ſondern ward von dem Kongreß niht einmal beantwortet, was übrigens der einzige Ausweg war, um niht in einen handgreiflihen Widerſpruch zu fallen. Denn wenn das Princip der Legitimität, wie es vamals aufgefaßt wurde, eine unbedingte Geltung beſaß, ſo hâtten feine Mißgriffe des ehemaligen Königs von Schweden zu deſſen Entſeßung berehtigen, und keine Verdienſte des Marſchalls Bernadotte ihn zur Thronfolge geeignet machen können. Der Sohn des vertriebenen Königs führte no< einige Jahre hindurch den Titel eines Prinzen von Schweden, wurde aber ſpäter gezwungen, ſelbſt dieſer Erinnerung zu entſagen, und den Namen Waſa anzunehmen. Eine Frage, die nicht blos einzelne Staaten, ſondern die Menſch= heit überhaupt anging, und die auf dem Wiener Kongreß eine Zeit lang eifrig verhandelt wurde, war die Abſchaffung des Sklavenhandels. Schon in dem letzten Decennium des achtzehnten Jahrhunderts war diez ſer Gegenſtand im engliſchen Unterhauſe zur Sprache gekommen. Die religiës geſtimmten Gemüther aller Parteien waren über die Untecdrüung eines ſo verru<hten Menſchenhandels einig. William Wilberforce trat als der Apoſtel dieſer geheiligten Sache auf. Die entgegengeſetzten In=