Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

366 Neueſte Geſchichte. 2. Zeitraum.

\{loſſen hatte. Einige der Schuldigſten büßten den Abfall von der Sa@e des Königs, die ſie zu vertheidigen beſtimmt geweſen, mit dem Tode.

Napoleon hatte dadurch, daß er ſi< am 18. Brumaire (9. Novbr. 1799) mit Hülfe der Generale und der pariſer Garniſon der Herrſchaft über Frankreich bemächtigte, eine Trennung zwiſchen Volk und Soldaten verurſacht, die vor ihm weder unter der Republik noh der alten Monar= cie vorhanden geweſen war. Dieſer Unterſchied wurde dur< das Ver= halten der Armee nah Napoleon's Landung von Elba aus, indem ſie die Entſcheidung über das Schifſal des Landes an ſi riß, no< vermehrt. Die Reſtauration bildete nah Napoleon's zweitem Sturz ein neues Heer , bei deſſen Organiſation man ſoviel als möglich jede Aehnlichkeit mit der früheren vermied. Aber einmal blieben die Generale und die höheren Officiere, weil man keine anderen finden konnte, meiſt dieſelben wie unter Napoleon, und dann wurden viele von denen, die anfangs entlaſſen waren, ſpäter wieder aufgenommen. Da die bourbon'ſhen Prinzen nicht geeignet waren, der Armee einen Feldherrn wie den Kaiſer vergeſſen zu machen, ſo blieb dieſelbe, ungeachtet der weißen Fahnen und Kokarden, na< wie vor von den Erinnerungen an Napoleon erfüllt. Die neu eintretenden Soldaten fanden dieſen Geiſt in den Regimentern vor, und wurden von ihm als dem herrſ<henden Ausdru>e militairiſcher und patriotiſcher Geſinnung ergriffen. Die Julirevolution und die häu=z figen Volksaufſtände, welche die Regierung Ludwig Philipp's nur mit Anwendung der bewaffneten Macht überwältigen konnte, erhielten die Trennung zwiſchen Armee und Volk, wenn auch nicht in der Schärfe, in der ſie unter Napoleon beſtanden hatte, bis die Februarrevolution und die von ihr herbeigeführte Zerriſſenheit dem Neffen des Kaiſers Gelegenheit gab, die Napoleon'ſche Tradition in den Herzen der Soldaten neu zu beleben, und ſih mit ihrer Unterſtüßung zum Herrn über Frankreich zu machen.

Außer den geſeßlihen Verfolgungen, welche viele von den Befehl8= habern des Napoleon'ſhen Heeres erfuhren, entbrannte auf manchen Punkten Südfrankreichs, in den Maſſen ſelbſt, eine wilde Gährung gegen alle, welche ſi< während der hundert Tage im Dienſte des Kaiſers her= vorgethan, und ſelbſt gegen ganze Klaſſen der Bevölkerung, bei denen man eine Hinneigung zu ihm wahrgenommen zu haben glaubte.

Als der Ausgang der Schlacht von Waterloo in Marſeille bekannt wurde, erhob ſi<h der Pöbel, bedrohte die kaiſerlihen Behörden und warf ſich auf die Ueberreſte der einſt von Napoleon aus Egypten nah Frank= reich geführten Mamelucfen, die, nachdem fie ihm früher in ſo manchem