Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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famen die Verhaſteten wieder auf freien Fuß und wurden von ihreu Freunden mit Muſik aus dem Gefängniſſe abgeholt.

Nobespierre ging nun ſeinen eignen Tugendweg, um zur Herrſchaft zu gelangen. Damit die Blöße, die er ſih dur< ſeinen Bund mit den Dautoniſten gegeben hatte, bemäntelt und verwiſht würde, ſagte er, man müſſe keinen Moderantismus betreiben, aber Mäßigung (Moderation) üben. Die inneren Feinde des franzöſiſhen Volks ſeien in zwei Rottungen getheilt : die eine derſelben treibe zur Schwäche, die andere __zum Exzeſſe, die eine wolle die Freiheit in eine Bakchantin, die andere wolle ſie in eine Proſtituirte verwandeln. Die Tugend ſei die Seele der Demokratie. „Milde für die Royaliſten, rufen gewiſſe Leute, Gnade für die Böſewichter. . …. Nein, Gnade für die Unſchuld, Gnade für die Schwachen, Guade für die Unglüclichen, Gnade für die Menſchheit!“

Das hieß mit andern Worten : Jch allein habe über das in der Republik einzuhaltende Verfahren zu entſcheiden, und wer niht mit mir geht, der gehört zu einer der beiden Rottungen — zu den inneren Feinden, die im Namen der Tugend geköpft werden follen.

Eine ziemli<h große Anzahl Hebertiſten ſtaken no< in den Gefängniſſen und blieben in denſelben. Da die Partei nun vou ihren Gefangenen Liſten anfertigte, wurde ausgeſprengt, daß ein neuer 2. September vorbereitet würde. Natürlih waren die Hebertiſten wegen der gegen ſie erhobenen Verfolgungen erbittert, ſtichelten gegen Robespierre, verſchleierten im Klub dex neuen Cordeliers, wo ſie dominirten, das dort aufgehängte Verzeichniß der Menſchenrehte und machten \i<h einſtweilen darauf gefaßt, daß fie würden zum Aufſtande ſchreiten müſſen. So ſagte u. A. Hebert in dem genannten Klub: „Die Menſchen, wel<he man am Meiſten fürchten muß, ſind nicht die Diebe; nein, es ſind die Ehrgeizigen, die Ehrgeizigen! Es find ſolche Menſchen, welche Andere vorſchieben und ſih hinter dem Vorhange halten, Menſchen, die herrſchen wollen. Aber die Cordeliers werden es niht dulden.“ — Hebert nannte Robespierre niht mit Namen, allein er bezeichnete ihn hinlänglich, ſodaß Jedermann wußte, wen er meinte. Er #{loß ſeine Rede mit den Worten: „Die Fnſurrektion! Jawohl, die Juſurrektion !“

Aus der Erklärung, die Herrſchaft Robespierre's niht dulden und uöthigenfalls zur Jnſurrektion ſchreiten zu wollen, wurde den Hebertiſten ein todeswürdiges Verbrechen gemaht. Obwohl ſie keinen beſtimmten Aufſtandsplan entworfen hatten, wurde ihnen gleihwohl ein Komplott angedihtet, und der von Robespierre beeinflußte Wohlfahrts-Ausſhuß ſandte Barère auf die Rednerbühne des Konvents, um zu fordern, daß man gegen die Verſhwörer Unterſuchung einleiten ſolle, Der Antrag Barère's, unterſtüßt vom Dantoniſten TLTallien, wurde angenommen. Umſonſt ſuchte Collot-d'Herbois die Hebectiſten zu retten. Den 23. Ventôſe (13. März) hielt Robespierre’'s Handlanger und Freund St. Juſt gegen ſie im Konvente eine wüthende Rede, und während der Nacht wurden die Führer der Hebert'ſhen Partei, nämlih Hebert, Ronſin, Vincent, Momoro, Ducroguet und Laumur, verhaſtet, Zu den ſhon Genannten kamen uo< hinzu: Bourgeois, Mazuel, der Banquier