Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

SES

ſeiner früheren eifrigen Anhänger, Namens Johann Maillart. In der Nähe von Paris ſtand der Herzog Karl von der Normandie mit 3000 Lanzen und verhinderte die Zufuhr der Lebensmittel auf der Seine. Da auh das Hunger leidende gemeine Volk wankend geworden war, ſahen ſi< Lecoq und Marcel genöthigt, an den Herzog zu ſchreiben und ihn einzuladen, daß er na< Paris kommen und mit den Pariſern gegen die Truppen des Königs von Navarra gemeinſchaftlihe Sache machen möchte. Allein der Regent antwortete, daß dieß nicht geſchehen könnte, ſo lange der Mörder der Marſchälle am Leben wäre. Als Marcel und Lecoq ſahen, daß es ihnen an den Kragen gehen ſollte, beſchloſſen ſie das Aeußerſte zu wagen. Jn der Nacht vom 31. Juli auf den 1. Auguſt wollte Marcel nun Joſſeran de Macon, dem Schahmeiſter des Königs von Navarra, die Schlüſſel der Stadt überliefern. An der Spitze von etwa 60 Anhängern erſchien er aw der Baſtei von St. Denis. Doch die dortige Wache widerſeßzte ſi<h ihm. Ebenſo erging es ihm an der Baſtei des Thores St. Antoine. Während er hier noh mit der Wache unterhandelte, langte ſein Feind Maillart mit einer Truppe Bewaffneter an und rief, indem er auf den Prevot zeigte: „Zum Tode, zum Tode mit jedem Maune auf ſeiner Seite ; denn es ſind Verräthex |!“ — Marcel hatte zum Entſliehen keine Zeit. Johann Maillart hieb ihn mit einex Streitaxt über den Kopf und ſtre>te ihn zu Boden. Die Begleiter und Anhänger Marcel's wurden gleichfalls getödtet. Die Leihname Marcel's und zweier Schöſſen wurden durch die Straßen geſchleift und nat vor dex Kirche der heiligen Katharine, worin die beiden ermordeten Marſchälle begraben waren, in der Straße St. Antoine zur Schau gelegt. Dex Biſchof Robert Lecoq entkam zum Könige von Navarra na< Melun und exhielt von dieſem ſpäter das Bisthum Calahorra, wo er 1368 ſtarb.

Den 3. Auguſt 1358 zog “der Regent in Paris ein. Ruhe und Dronung kehrten wieder. Die Tyrannei erſtarkte. Wie es beſiegten Bolkskämpfern zu geſchehen pflegt, wurde Stephan Marcel von den Geſchichtſchreibern der Privilegirten aufs Schändlichſte verleumdet und ſeine großherzigen Beſtrebungen in den Koth gezogen. Judeß ging das Andenken an die von ihm geltend gemachten Forderungen niht ganz unter. Das von ihm erworbene Stadthaus blieb Sit der aufſtändiſhen Kommune, das Andenken an die von ihm erfundenen Barrikaden lebte fort und ebenſo blieb das Andenken an die Befeſtigung von Paris. Zwar war ſein Kampf niht ein Kommunekampf im modernen Sinne; allein die von ihm gebrauchte Bundeskappe zeigt die föderative Tendenz in Verbindung mit der Vorkämpferſchaft der Hauptſtadt: einer Jdee, die ſich bei der revolutionären Pariſer Kommune von 1792 und von 1871 wiederfindet. Mit der Kommune von 1792 — 1794 liegt außerdem die Aehnlichkeit vor, daß Marcel den Regenten einſchüchterte und vermittelſt der organiſirten bewaffneten Pariſer Kommune zunächſt Einfluß auf die Geſammtvertretung des Reiches und hierdur< auf das ganze Frankreich ausübte. Die Verlegung der Generalflände nah Compiegne im Jahre 1358 erinnert an die Verlegung der National-Verſammlung nah Verfailles im Jahre 1871. 5 .

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