Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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Einwohner bewaffnet werden ſollten. Hier im Stadthauſe ſaß das bei den Wahlen niedergeſeßte permanente Komitee. Daſſelbe nahm die Leitung des Auſfſtandes in die Hand und trug weſentli<h zum Siege deſſelben bei. Den 13. Juli wurde die Sturmglo>e des Stadthauſes, jowie die Glo>en der ſämmtlichen Kirchen geläutet. Jn den Straßen wirbelte die Alarm-Trommel ; ſie rief die Bürger zum Streite, Auf den öffentlihen Plägen ſchaarten ſi< Freiwillige zuſammen. Die Diſtrikte verſammelten ſich und beſchloſſen, daß jeder von ihnen zu ſeiner Vertheidigung 200 Mann ſtellen ſollte. Vergebens ſuchte der Prevot der Kaufleute, Namens de Fleſſelles, das Volk durch leere Verſprehungen hinzuhalten und zu beſchwichtigen. Die Waffenläden wurden geplündert, die königliche Geräthkammer erbrochen und aus den Kellern des Hôtels der Fuvaliden 28,000 Flinten, ſowie Säbel, Degen und Kanonen hervorgeholt. Am 14. Juli wurde vom Volke, namentli<h von den durch den Bierbrauer Santerre geführten Handwerkern und Arbeitern des Faubourg St. Antoine, denen die franzöſiſhe Garde mit Kanonen zu Hülfe kam, die Baſtille, die Pariſer Zwingburg des Abſolutismus, erſtürmt.

Die Baſtille, eine die Pariſer mit ihren Kanonen bedrohende Feſtung, war von den Königen Karl V. und VI. in den Jahren 1369 — 1383 erbaut worden, Sie beſtand aus acht ſtarken, etwa 100 Fuß hohen Thürmen , die dur eine durhſ<hnittli< 9 Fuß di>e Mauer, umgeben von einem 25 Fuß tiefen Graben, mit einander verbunden waren. Nach der Vorſtadt St. Antoine zu war in neuerer Zeit eine ſtarke Baſtei aufgeführt worden. Jn das Jnnere der Baſtille konnte man nur auf einem gewundenen, über Gräben und Zugbrücken, ſowie dur enge Paſſagen und Höfe führenden, von mehreren Thoren verſchloſſenen Wege gelangen. Sie war gegenwärtig nur von 82 JFnvaliden und 32 Schweizern beſeßt und nux auf 24 Stunden verproviantixt. Jn ihr ſaßen 7 Staatsgefangene, wovon 2 durch die Länge der Haft und die Schlechtigkeit der Behandlung wahnſinnig geworden waren. Ï

Die Beſabung wurde vom wüthenden Volke niedergemacht. Delaunay, der Kommandant der Baſtille, wurde nah dem Stadthauſe geführt, wo ihn beim Hinaufſteigen der Treppe das Volk enthauptete und ſeinen Kopf auf eine Pike ſte>te. Bei Herrn von Delaunay wurde ein vom Prevot der Kauſleute geſchriebener Brief gefunden, des Jnhalts: „J<h halte die Pariſer mit Kokarden und Verſprehungen hin ; halten Sie Stand bis zum Abend, dann ſollen Sie Verſtärkung erhalten.“

In Folge dieſes hinterliſtigen Schreibens ſollte über den Prevot der Kaufleute Volksgericht abgehalten werden. Auf dem Wege nah dem Palais Noyal, wo daſſelbe ſtattfinden ſollte, wurde er jedoch — an der Ecke des Quai's Pelletier — von einem Unbekannten mit einer Piſtole niedergeſchoſſen.

Hierauf ſehte ſi< die ganze Bevölkerung ans Werk, die Stadt zu befeſtigen, damit ſie niht, wie die aufgefangenen Briefe vermuthen ließen, durch die Truppen in der kommenden Nacht überraſht werden - könnte. Man warf Barrikaden auf, grub Verſchanzungen, goß Kugeln, ſchmiedete Pifen und trug die Steine des Straßenpſlaſters hinauf in die Häuſer,