Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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dauten der Nationalgarde zu beſtätigen. Bailly ſagt über den Verſöhnungsrauſch der Pariſer in ſeinen Memoiren : „Das war damals die gute Zeit; es gab keine anderen Ariſtokraten als die alten Miniſter und die Höflinge; es gab nur zwei Parteien, die Nation und

Df ca es hatte im Grunde doch bloß das bei den Wahlen der Geueralſtände eingeſete Komitee die Munizipal-Gewalt an ſi geriſſen und Bailly eingeſeßt. Die Diſtrikte waren hiermit unzufrieden und ſtürzten dieſes Komitee am 25 Sul Die Wähler nahmen ſomit die Gewalt an ſich zurü>. Einhundertundachtzig von den 60 Diſtrikten gewählte Repräſentanten waren einſtweilen die Geſeßgeber der Kommune und arbeiteten unabhängig vom Maire an einem Organiſations - Plan für die Stadt.

Abex „die in den Diſtrikten herrſchende Mißhelligkeit, der Widerſpruch ihrer Prinzipien“, bemerkt Louſtalot in ſeinem Journal de Prudhomme, Révolutions de Paris, vom 13. Auguſt 1789, „boten Das Bild einer ſchauderhaften Anarchie; man hatte die Komitees vervielfältigt, um die Autorität zu theilen ohne ſie zu verlieren ; die Liebe zur Macht hatte die Liebe des Vaterlandes verdrängt.“

Um aus dieſem unerträglichen Wirrwarr herauszukommen, ernannten die Wähler ‘der Diſtrikte in der zweiten Hälfte des Auguſt: eine GeneralVerſammlung von dreihundert Mitgliedern, wovon ſe<hszig den Stadtrath bildeten und die Verwaltung zu führen hatten. Auch der Maire Bailly wurde einer Wahl unterworfen und auf zwei Jahre gewählt. Der König drängte ſich wieder herbei, um das Beſtätigungsrecht auszuüben, und der mit ihm bald unter der Decke ſpielende Bailly leiſtete ihm folgenden Eid : „Sire, ih ſhwöre zu Gott in die Hände Eurer Majeſtät, daß ih Jhre legitime Autorität reſpektirt machen, die heiligen Rechte der Pariſer Kommune erhalten und Allen Gerechtigkeit beweiſen will.“ — Alsdann überreichte Bailly dem Könige ein Bouquet. Auf dem Flor, womit daſſelbe umhüllt war, ſtand in Goldſchrift zu leſen: „Huldigung für Ludwig XVL., den beſten der Könige.“

Jn Varis gab es damals noh keine republikaniſche Partei. Selbſt dex im Beginne dex Revolution kranke Marat, welcher von 1779 bis 1787 Militärarzt beim Regimente des Grafen von Artois, eines Bruders des Königs, geweſen war, ſchrieb in ſeiner fünf Reden enthaltenden Offrande à la patrie (Opfergabe fürs Vaterland) ſo königsfreundlich, daß er des Noyalismus verdächtigt wurde. Die Republikaner wurden erſt na<h und na<h durch die Staatsſtreichsputſche und die übrigen königlichen Umtriebe geſchaffen. Judeß erzeugten {hon Ende Auguſt die Diskuſſionen über das königliche Veto Unruhen im Palais Royal, gegen welche der Maire von Paris und der ihm untergebene Kommandant der Nationalgarde einſchritten. Das Volk riß die Eiſenſtäbe aus den Gittern der Palaſt-Umzäunung, um ſi<h Piken anzufertigen. Santerre war es, der zuerſt dagegen einſhritt und die Kommune darauf aufmerkſam machte, daß man hinter dieſen Gittern Kanonen gegen das Volk aufpflanzen müßte. Dieſer Rath wurde denn auh befolgt: die Eiſengitter blieben und die Kanonen erſchienen. Santerre hat dem