Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

Mal vorhanden sind und ein anderes Mal fehlen. Wiederum werden wir nachdrücklich auf die Kontaktmomente hingewiesen. Der offene Blick kann sehr Verschiedenartiges bedeuten: Empfänglichkeit, sympathische Zuwendung, Offenheit usw. Wir führen nun unsere Absicht durch und legen eine Tabelle an, in die wir alle diese Bedeutungen eintragen (Tabelle 1). Wenn uns ein Gesicht zur Analyse vorliegt, gehen wir der Reihe nach alle die Bedeutungen durch und bei der einen oder anderen erfolgt gleichsam der Ausschlag der Wünschelrute, und es durchzuckt uns die Gewißheit: das ist das Richtige, hier bedeutet der offene Blick Gefühl! (Das bekannte Aha-Erlebnis Bühlers.)

So wäre denn die Entscheidung, wenn auch nicht ganz willkürlich, doch wieder nur resonanzmäßig? In der Praxis verhält es sich gewiß oft so. Allein auch dann müssen wir uns fragen: Warum gerade diese Wahl? Die Antwort ergibt sich aus dem Vorhergehenden: nicht der offene Blick allein entscheidet, sondern es treten eine Reihe weiterer bestimmender Umstände hinzu, die wir als Kontaktmomente charakterisieren und im folgenden der Reihe nach durchnehmen wollen.

7. Daß die Wirkung der offenen Augen erhöht wird, wenn auch die Brauen hochgezogen sind, haben wir schon festgestellt (Lina IV, 7; Goethe von Kügelgen II, 4). Dieser Effekt wird naturgemäß noch bedeutend verstärkt, wenn der Aufwärtszug sich auf die Stirn überträgt, die dadurch in Querfalten gelegt wird (Verdi VI, 6; Loos IX, 4; Taglöhner XVI, 4). Vgl. darüber die Einstellungen der Stirn.

Zusammenfassung zum offenen Blick

1. Beim offenen Auge überwiegt der Öffnungs- den Schließmechanismus, daher findet Einstellung auf den Reiz

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