Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

der Buchstaben. Da wir uns jedoch auch Dinge an einen Ort hindenken können, wo sie sich nicht befinden — ich kann mir z. B. vor mir ein Glas Wasser vorstellen —, so können auch bei einer solchen lebhaften Phantasiebetätigung die Augachsen konvergent sein, um so mehr, als man ja oft Phantasie und Wirklichkeit nicht unterscheiden kann (Carl Löme VI, 8).

Verbindet sich die geringe Akkommodation der Linse mit parallelen Augachsen, dann entschwinden auch die inneren Bilder in ihrer Besonderheit, das Anschauliche entgleitet mehr und mehr und es bleibt nur ihr Typisches, Allgemeines, das keine Vorstellung mehr ist, sondern nur Gedachtes: daher ist diese Einstellung die eigentliche Denkstellung der Augen („Alte“ von Pettenkofen XI, 5; Lessing VIII, 2; Robert Blum III, 5).

Zusammenfassung zu den Einstellungen der Linse

1. Wir können zwischen Schauen nach außen und Schauen nach innen, oder äußerer und innerer Aufmerksamkeit im Blick unterscheiden.

2. Da. bei gleicher Konvergenzeinstellung der Augachsen nur eine kleine Schwankungsbreite der Akkommodation der Linse möglich ist, so muß dieser geringfügige Unterschied für uns als Kennzeichen äußerer oder innerer Aufmerksamkeit genügen,

3. Die Kontakteinstellung ist die gespannte Akkommodationseinstellung, die auf Schauen nach außen, physiognomisch also auf Wirklichkeitssinn deutet, besonders im Verein. mit konvergenten Augachsen.

Schauen nach außen bei parallelen Augachsen deutet auf anschauliche Gestaltung des Typischen, der Idee.

Schauen nach innen bei konvergenten Augachsen deutet auf Phantasie und Vorstellungsvermögen.

Schauen nach innen bei parallelen Augachsen ist die eigentliche Stellung des Denkens (Berechnens usrv.).

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