Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

ich die Zähne fletsche; oder ob sie abwärts gerichtet sind, weil ich leide oder weil ich grausam bin.

1. Die unwillkürlichen Seitenspannungen der Mundwinkel (Tabelle 12)

Die erste Bedingung für diese Unterscheidung ist natürlich, daß wir den Mundwinkeln ansehen, ob sie gespannt sind oder nicht. Wir können eine ausgeprägte Spannung der Mundwinkel erstens an der relativ größeren Verbreiterung der Mundspalte erkennen; hiezu ist natürlich erforderlich, daß wir wissen oder fühlen, wie diese in der ruhigen Normallage aussieht. Zweitens erkennen wir die starke Spannung an ihrer Fortpflanzung auf das Nachbargelände der Wange, das bis zur charakteristischen Faltenbildung aufgewölbt wird. Es kann aber auch sein, daß schon in der physiognomischen Ruhestellung eines Gesichts die Mundwinkel in bestimmter, charakteristischer Richtung verlaufen.

Mundwinkel aufwärts

Das Lächeln, das mit aufwärtsgerichteten Mundwinkeln verbunden ist, macht einen mit nichts anderem vergleichbaren entspannten Eindruck, obwohl doch dabei sicherlich der Jochbeinmuskel und etwas schwächer auch der Lachmuskel gespannt ist. Woher dieser Eindruck rührt, werden wir noch untersuchen. Hier sei nur zur Ausdrucksbedeutung die allgemein bekannte Tatsache angeführt, daß Lächeln auf gute Stimmung deutet. Frau Montessori (IV, 8) findet im sympathischen Kontakt mit ihren Mitmenschen den schönsten Lohn; die Vergine (IV, 6) gibt sich angenehmen Gedanken hin und auch die Erinnerungen, in die die Alte von Pettenkofen (XI, 5) versunken ist, verklären ihr Antlitz. Physiognomisch deuten aufwärtsgerichtete Mundwinkel auf eine optimistische Lebensauffassung; wenn diese mit den Jahren ernster wird, merken wir das an der immer

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