Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

seitlicheren Richtung der Mundwinkel (vgl. die beiden Porträts des Malers Karl Motz XIV, 8, 9).

Mundwinkelseitwärts

Das letzte Beispiel zeigte uns diese Richtung schon als Ausdruck einer neutralen Gefühlseinstellung. Wo sie mit volleren Lippen zusammentrifft, liegt die Beschäftigung mit sinnlichen Empfindungen auf geistige Weise nahe (Lessing als Asthetiker VIII, 2; der Komponist J. S. Bach VI, 4). Wenigstens drückt sie die Absicht aus, sich von Gefühlswerten nicht unterjochen zu lassen (Tom XIV, 6), was durch etwas schmälere Lippen, deren festerer Schluß sie ohnehin seitwärts drängt, noch unterstützt wird (Michaela IV, 1 und 2; Lina IV, ?).

Mundwinkel abwärts

Der allgemeine Ausdruck ist Unlust und Leiden, am reinsten in den Eece-Homo-Bildern (XIII, 4, 5), allein auch am Christkind und den Engeln der Sixtinischen Madonna (Tafel V). Als Alterszeichen finden wir die abwärtsgerichteten Mundwinkel bei vielen Personen, die einst heiter und frohgemut waren (Auber VI, ?), so daß der Mundbogen abwärts die Gesichter vieler, ehedem charakteristischer Züge beraubt und geradezu einen nivellierenden Einfluß ausübt. Indes macht sich auch an einem Gesicht in einer und derselben Lebensperiode, besonders bei Stimmungsmenschen, die einem Wechsel von gehobener und gedrückter Stimmung ausgesetzt sind, zugleich der Wechsel der Mundwinkelrichtung aufs auffälligste bemerkbar (vgl. die drei Selbstporträts Tafel VII).

Langjährige Übung bringt feinstes Unterscheidungsgefühl für die geometrisch so ähnlichen Krümmungen der Lippen und insbesondere der Mundwinkel mit sich. So werden wir nie die Aufwärtsrichtung der Lippenenden und Mundwinkel

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