Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

bereitschaft in sich schließt und den Kontakt auch insofern lockert, als er meldet, hier sei jemand, der durch eine feindselige Kluft von seinen Mitgeschöpfen getrennt ist. Solche Mundwinkel machen ein Gesicht zum Bulldoggengesicht und seinen Ausdruck herrisch und mürrisch; wir können diese Einstellung die Murrstellung nennen.

Dann gibt es auch eine Kontaktlockerung des Angriffs im entgegengesetzten Sinne. Schon bei den Raubtieren kann das Fletschen in ein Grinsen übergehen, wenn die Fletschmuskeln über Gebühr hinaufgezogen werden, zumal beim Hunde. Die Öffnungstendenz der Zahnreihen überwiegt dann die Schließtendenz, die Beißenergie entgleist sozusagen und wird, gehemmt von Furcht oder sozialen Beziehungen, zur bloßen drohenden Demonstration, endlich zur sympathischen Zuwendung des „Fressens aus Liebe“, So ist jedenfalls das Lachen entstanden. Das erste Lachen war ein Grinsen, wie ja auch bei primitiven Menschen ein rohes Lachen einem fletschenden Grinsen gleicht, begleitet von einer entsprechend scharfen Abdeckung des Auges bis zum Zwinkern und Blinzeln (Tabelle 22).

Auf diese Weise unterscheiden wir drei Arten von triebhaft verstärkten Seitenspannungen der Mundwinkel: die Lachstellung als offene Zuwendung, die Fletschstellung als abgedeckte Kontaktstellung und die Murrstellung als verhängte Einstellung.

Die Lachstellung

Wir betrachten diese hier nur, soweit die Mundwinkel von ihr betroffen sind. Das Lachen ist mit dem Lächeln innig verwandt und geht aus ihm hervor. Schon ein breites Lächeln zeigt die Angriffsspannung, die ebenso wie beim Augenkontakt als Suggestion (Baldıoin XIV, 5) oder Ansprechen (Chevalier XIV, 4) wirkt, vor allem, wenn die Zahnreihen geöffnet werden, wodurch das Lachen in die offene

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