Griechische Bildwerke : mit 140, darunter etwa 50 ganzseitigen, Abbildungen

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wie ein Gemmenschnitt zeigt, leicht auf einen langen Springstock.

Das Original, das der 2. Hälfte des V. Jahr-

hunderts angehört haben müßte, war wohl von Bronze. Die Bronzeherme aus Neapel (51), die einen verwandten Typus wiedergibt, mag zum Vergleich herangezogen werden. 54. Grabstele eines Mädchens. Grabstele der Hegeso. Die attische Grabplastik der 2. Hälfte des V. Jahrhunderts steht unter dem Eindruck der Bildwerke des Parthenon, besonders des Frieses. In beiden Fällen handelte es sich im Grunde um die Lösung der gleichen Aufgabe, um die einfache Reliefdarstellung von Athenern und Athenerinnen. Auch in der Grabplastik verzichtete die Kunst dieser Epoche auf ausgesprochen persönliche Charakteristik; man verlangte über dem Grabe nicht eine versteinerte Kopie der Verstorbenen zu sehen, sondern ein Abbild des Lebens.

Die Grabstele unbekannter Herkunft in Berlin (53) zeigtein Mädchen, das stehend eine Schachtel in der Linken hält, aus der es mit der rechten Hand irgend einen kleinen Gegenstand, der ursprünglich durch Malerei angegeben war, herausnimmt, eine Schmuckkette oder dergleichen. Der Deckel der Schachtel liegt am Boden zu Füßen des Mädchens. Eine prachtvolle reichentwickelte Palmette bekrönt die sich nach oben leicht verjüngende Reliefplatte. Die Stele ist ausgezeichnet erhalten. Im Ohrläppchen sitzt noch ein Rest des alten Bronzeschmucks.

Die Stele der Hegeso (54) ist jünger. Hier hält eine Dienerin das offene Kästchen, aus dem das aut dem wohlgefügten Stuhle sitzende Mädchen den Schmuck genommen hat. Auf dem Querbalken der Giebelbekrönung steht in zwei Worten der Name der Verstorbenen und der Name des Vaters: Hegeso, Tochter desProxenos.

.56. Kopf eines Knaben mit der Siegesbinde.

Der Kopf stammt von einer vollständigen Statue, die um 1730 im Königreich Neapel zertrümmert aufgefunden wurde. Bei der Auffindung-waren die eingesetzten Augäpfel von Silber mit den Pupillen von Granaten noch erhalten, sie gingen später, wahrscheinlich als das Werk von Rom nach Paris entführt wurde, verloren. Die Lippen sind vergoldet. An der Haarbinde waren schmale Plättchen aus anderem Metall, wohl aus Silber eingelegt, die aber schon bei der Auffindung fehlten. Der Kopf ist ein griechisches Originalwerk aus der Zeit des Phidias und Polyklet, ein Beispiel vollkommener Bronzearbeit. (Vgl. Furtwängler, Beschreibung der Glyptothek Nr. 457.) Hermenbüste des Doryphoros nach Polyklet. Bronzekopie von Apollonios. Die Hermenbüste ist eine Nachbildung aus römischer Zeit, bezeichnet als Arbeit des Apollonios, des Archias Sohn aus Athen, der nach der Buchstabenform um die Zeit des Augustus gelebt hat. Die Büste ist in Herkulaneum gefunden. Marmorkopie des Doryphoros von Polyklet. Polyklets Doryphoros ist in einer großen Zahl von Wiederholungen erhalten, das abgebildete Stück gehört zu den besten Kopien. Die Statue ist aus mehreren Stücken zusammengesetzt, aber in allen wesentlichen Teilen antik, sie wurde im Jahre 1797 in Pompeji ausgegraben. (Vgl. die Einleitung.)

. Relief einer Tänzerin. Das Berliner Museum

bewahrt zwei zusammengehörige Reliefplatten mit Tänzerinnen, von denen hier die vollstän-

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diger erhaltene Tafel abgebildet wird. Der gespannte, streng abgemessene Rhythmus I: Fußspitzentanzes, der hohe körbchenförmige Kopfschmuck lassen die Darstellung eines besonderen Festtanzes vermuten. Wahrscheinlich gehen die Reliefs, von denen im ganzen vier verschiedene Typen bekannt sind, auf Rundbilder zurück, natürlich nicht auf Marmor-, sondern auf Bronzewerke. In dem glockenförmigen Schwung des dünnen Gewändchens, das über den Hüften von einem breiten Gürtelbande gehalten wird, klingt die Bewegung einer kurzenergischen Runddrehung der Hüften nach; jede Bewegung des Tanzes von den Zehen bis zu den Fingerspitzen erscheint nach strengem Gesetz geregelt: ein Rhythmus hält die ganze Gestalt in straffer Spannung.

Amazone des Polyklet. Die Statue hat bei der Wiederholung in MarmorstörendeVeränderungen erfahren: die Stütze, auf der der linke Arm ruht, fehlte dem Bronzewerk, der linke Arm hing ruhig herab,die Hand hielt vielleicht eineStreitaxt, auch die Wunde auf der rechten Brust ist Zutat des Kopisten. Ergänzt sind der linke Unterarm, fast derganzerechteArmunddieNase. Dieser in mehreren Varianten erhaltene Amazonentypus gehört sicher in das V. Jahrhundert und darf wegen der nahen Verwandtschaft mit dem Doryphoros inder Beinstellung und dem Charakter des Bewegungsmotivs auf Polyklet zurückgeführt werden. Weibliche Figur vom Esquilin. Die Statue ist zu Ende des Jahres 1874 in Rom aufgefunden. Dargestellt ist ein Mädchen, das sich mit beiden Händen eine Binde um das aufgenommene Haar legt. Die gedrungenen Proportionen sind denen der polykletischen Figuren verwandt, doch scheint das Vorbild dieser Kopie einer etwas früheren Zeit anzugehören. Das Original war aus Bronze, den Baumstamm mit dem Gewand hat der Kopist hinzugefügt.

Der Diadumenos des Polyklet. Neben der Hera von Argos, dem Doryphoros und der Amazone erscheint als berühmtestes Werk Polyklets in der antiken Literatur ein „Diadumenos‘, ein Jüngling, der sich die Siegerbinde ums Haupt legt. Die Statue ist in mehreren Kopien erhalten, die abgebildete wurde in Delos gefunden. Die Verwandtschaft der Formbehandlung mit der des Speerträgers ist offensichtlich. Was den Künstler zur Wahl des Motivs veranlaßt hat, ist hier wie dort die Möglichkeit, den Körper und die Glieder in fein abgewogener rhythmischer Gliederung darzustellen.

Jünglingskopf. Der rechts gewandte und leicht geneigte Kopf mit dem lebendigen schönen Haar und dem leicht geöffneten Munde steht in dem feinen Empfindungsausdruck auf der Grenze zwischen dem V. und dem IV. Jahrhundert. Er scheint auf ein attisches Original zurückzugehen. Die Oberfläche des Gesichtes hat durch Verwitterung gelitten, die Nasenspitze ist ergänzt. Sandalenbindende Nike. Während des peloponnesischen Krieges, der mit Athens Niederlage enden sollte, wurde auf dem Südwestvorsprung der Akropolis in schiefer Stellung zu dem unter Perikles’ Leitung erbauten Eingangstor der Burg, den Propyläen, ein mit Skulpturen reich geschmücktes Tempelchen der „Nike Apteros‘“ errichtet, der „ungeflügelten Siegesgöttin‘‘, die im Kampf bei der Stadt der Athene ausharren, nicht zu den Feinden hinüberfliegen sollte. Die eine abgebildete Platte gehörte zu dem Balustraden-