Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.
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bert“ (ſiehe Bild Seite 447), den ſie am 28. Oktober dur
zwei Toxrpedotreffer im Hafen von Libau zum Sinken brachten. Ganz Deutſchland erfüllte es mit Trauer, daß nux ein feiner Teil der Beſatzung gerettet werden konnte. Dex engliſhe U-Boot-Angriff in der Oſtſee verpuffte no< im Okftobex, da die deutſhen Späherboote und Zeppeline eifrig auf der Suche nah dem Feinde blieben.
Nicht nur in dex Nordſee bewieſen die deutſhen U-Boote ihre Überlegenheit, ſondern ganz beſonders auf dem fernabliegenden Kampfplaß im Mittelmeer, das zum
eigentlihen Ghauplaß des Seekrieges zwiſ<hen England*
und Deutſchland wurde. Nach einer Meldung aus Athen vom 14. Oftober fielen in den erſten Oftoberwochen ni<t nur zahlreihe engliſhe Handelsdampfer dem U-Boot-Krieg im Mittelmeer zum Opfex, ſondern es wurden auh folgende militäriſhe Fahrzeuge zur Stre>e gebracht: ein engliſcher Transportdampfer mit indiſhen Truppen 40 Seemeilen
öſtli<h von Kreta, ein engliſ<her Dampfer von 6500-Tonnen
Jlluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.
eine beſſere Möglichkeit, dur<h- geſhi>tes Manövrieren an den verſchiedenſten Stellen überraſhend aufzutauchen, als die räumlih beſhränkten Gebiete des Kanals und der benachbarten Gewäſſer, in denen die SGiherungsmaßnahmen der Gegner auf Grund der monatelangen Erfahrungen viel umſangreiher geworden waren. Jm Mittelmeer beſtand dieſe Überwahungsmöglihkeit längſt niht in: dem Maße wie in der Nordſee. Deshalb waren die Engländer au< wegen ihrex Landungsunternehmen in Saloniki außerordentlih beſorgt, ſo daß darin ſehr erheblihe Verzögerungen eintraten und ausgedet nte Giherungsvortehruigen erforderlich wurden. Aber ſelbſt da, wo die Engländer jeden U=Boot-Angriff für ausgeſhloſſen halten mußten, gelang fühnen- deutſhen Führern gelegentli<h ein glüdliher Angriff; ſo wurde unter anderem ein Transportſhiff ganz in der Nähe der Jnſel Whight torpediert.
Wenn dur< ſolhe Vorfälle die Beſoraniſſe im engliſhen Publikum ſtiegen, daß die V-Boot=-, Peſt“ doh eine
Bogelſchaukárte von London und Umgebung.
mit na<h Lemnos — dem Stapelplaß für das Dardanellenunternehmen — beſtimmten Kohlen bei Kap Matapan und endlich der engliſhe Dampfer „Apollo“, mit Kohlen und Kriegsmaterial von Malta na< Port Said unterwegs, 100 Seemeilen öſtlih von Kreta. Nach wenigen Tagen
famen erneute Nachrichten von weiteren engliſchen und
franzöſiſhen Schiffsverluſten. Dabei wurde von einem U-Boot-Kommandanten ein neues Beiſpiel engliſcher Verachtung des Lebens der Hilfsvölker mitgeteilt. Ein engliſches Schiff war angehalten und die Beſaßung zum Ausſteigen veranlaßt worden, dann wurde das Schiff dur<h Granatenfeuer zum Sinken gebracht. Da ſtürzten im leßten Augenbli> indiſche Soldaten auf De>, Sie kamen aus dem Sciffsraum, waren dort eingeſperrt geweſen und konnten nun
niht mehr gerettet werden. Die Engländer hatten von _
der Anweſenheit mehrerer hundert Soldaten an Bord keine Silbe verlauten laſſen. . i E
Anfang Oktober gelang au< die Torpedierung eines größeren engliſhen Transportdampfers in der Meerenge von Gibraltar. Das Mittelmeer erwies ſi< überhaupt als
beſonders geeignet für die Unterſeebootarbeit. Die gewaltig
ausgedehnten Meeresweiten gaben den Führern der U-Boote
unausrottbare Gefahr bleibe, ſo gaben ſi engliſche Zei= tungen und amtlihe Stellen die größte Mühe, den ge=ſamten U-Boot-Krieg als ein völlig verſehltes Unternehmen Deutſchlands hinzuſtellen. Zugeben mußte man ſhon, daß
beträhtliche Shäden dur< den U-Boot-Krieg herbeigeführt
waren, darüber hinweg verſuhte man aber mit der Mittei= lung tröſtenden Eindru> zu machen, daß den Erfolgen der deutſ<hen U-Boote unverhältnismäßige Einbußen an Fahxrzeugen und Mannſchaften gegenüberſtänden. Man ſtellte die Behauptung auf, daß Deutſchland bereits 60 Unterſeeboote verloren habe. Die deutſche Regierung konnte dieſer aus der Luft gegriffenen Mitteilung mit der Tatſache entgegentreten, daß nur weniger als ein Viertel der genannten Bootzahl heldenmütigen Untergang. gefunden habe. Mitte
Oktober wurde auh die Naricht von der Ermordung hilf-
loſer Mannſchaften-eines deutſhen V-Bootes dur< Marineſoldaten des engliſhen Kriegsfahrzeuges „Baralong _besfannt. Die Behandlung der U-Boot-Leute, die dur feigen Betrug in die Hände der Engländer gerieten, war in ihren Einzelheiten ſo grauenvoll, daß man bei der erſten Melz dung im ſtillen immer no< auf einen Widerruf hofſte, Do wurden alle Angaben von den amerikaniſ<hen Augenzeugen