Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.
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Nachmittags war Ruhe. Langſame, Éühle Nebel ſanken. Vorn ſah man Arbeitsmannſchaäft în einem Garten Maſſengräber ſhaufeln — für die Serben, die im braunen Ater
fielen, und manche andere, die man heute finden wird.
_2 Uhr 15 Minuten. Unſer linker Flügel \{<hwenkt ein. Die Infanterie vor uns habe ih aus den Augen verloren. Die Landſchaft ſ{<hweigt.
Um 8 Uhx quäfkt das Telephon: Linker Flügel hat den
ſerbiſhen Stüßpunkt nächſt der Schule von Deſimirovac, Trigonometex 325, genommen; Feind geworfen. Zwet Bataillone in Vorrü>ung.“ : __ Deſimixovac liegt nur no< ſieben Kilometer vor der Stadt. Die Schüßenlinie von Kragujevac iſt dur<hbro<hen von Truppen unſeres Korps. -
Straßentamypfe in Loos. : “ (Hierzu die Kunſtbeilage.) Während die Franzoſen zux Einleitung ihrer großen Offenſive im Septembex 1915 (ſiehe die Artikel Seite 391 und Seite 353) thr Ax= i :
Illuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15. i
den einſtö>tigen Häuſern erheben, waren Maſchinengewehre aufgeſtellt. Quer über die Straßen hatte man Gräben aufz geworfen und davor aus umgeſtürzten Karren, Läden und Toren Barrikaden errichtet, hinter denen unſere Feldgrauen mit Gewehr und Handgranaten bereitlagen. Ein keines Bollwerk ſür ſich bildete der Friedhof von Loos, der \üd-
| weſtlih von dem Dorf gelegen war und den die Engländer “erſt erobern mußten, um ſi<h dex Oriſchaſt ſelbſt nähern
zu Éönnen. Nicht weniger als hundert Maſchinengewehre waren hinter den Mauern des Friedhofs und den Grabſteinen in Stellung gebrahi worden, und auf den Ruheſtätten dex Toten tobte ein fur<tbarex, grauſigex Nahtfampf. Nachdem die feine Heldenſhax der Verteidiger gefallen wax, drangen die Engländex auf Loos vox. Es war 8 Uhr morgens, anderthalb Stunden na< Beginn des Sturmangriſfs, als ſie unter ſ<hweren Verluſten den Rand des Dorfes exrreihten. Dex Kampf um Loos, der
nun entbrannte und zwei Stunden lang andauerte, gehört
zu den blutigſten und verluſtreihſten Shlachten des ganzen
Weltïrieges. Jn allen Straßen und Gaſſen tobte ein ver-
_Zweifelter Kampf Mann
lilleriefeuer beſonders gegen die deutſche Front in der Champagne und gegen den Abſchnitt um Arras und Das in den Mai- und Jumikämpfen heißumſtritz teneSouchezrichteten, nah[men die Engländer, deren Heere den Frontteil nörd=lih von Arras, vom Kanal von La Baſſée bis zur Nordſee behaupteten, den _Abſhnitt Lévin—Loos unter Feuer, wobei ſie täglih niht weniger als 70 000 Granaten aller Ka= liber gegen die deutſchen Linien ſ<leuderten. Am Morgen des 25. Septem=ber, als die vorderſten Schüßengräben - zuſam=mengeſchoſſen waren, be= reiteten auf dieſer Front die .Engländex - während Des heftigſten Trommel= feuexs den Gasangriff vorDer ſ<wache Weſtwind ïam dem Feinde hiex__ bei zu ſtatten, da er die dihten Rauhwolken , die .ſi<h faum vom Nebel unterſchieden, gegen die deutſhe Front zu trieb. Jn=dem die Engländer Hun-=Derttauſende von Kubik= metern giftiger Und be=täubender Gaſe vor ſh her wälzten, gelang es
gegen Mann, aus allen _ Häuſern umd Dächern fnatterten Maſchinengewehre und mähten die anſtür_ menden Schotten, Kanas=Dier, Ot Und Der nieder. Ganze engliſche Bataillone wurden dabei aufgerieben und verloren alle Offiziere. Über die zu _ hohen Haufen aufgetürm= ten Leichen ihrer Kameraden mußten immer wie-= dex friſhe engliſ<he Reſervetruppen gegen die deutſchen Barrikaden vordringen. Ein jedes Haus und Gehöft mußte ein= * zeln genommen werden, denn obwohl das Dorf untex den Geſchoſſen der \<hweren Artillerie bedeUtend ‘gelitten hatte, war doh fein Feuer ausge=brochen, und ſo fonnten | ſi unſere Soldaten auh in den zuſammenge]<oſſenen Ruinen no< be=haupten und exfolgrêih verteidigen. Das Jnnere dex Häuſex, ſo berichtet Der Korreſpondent des „Daily Chxonicle“, ſte>te voll deute ſher Soldaten, die die Kellex wie Laufgräben be= nußten und dur< die TreP=_penöſſnungen die Englän= der « beſchoſſen. Das
ihnen, indie ohnedies ſ<on faſt vernihiete vorderſte deutſche Linie einzudrin=gen. Abex obwohl von den Gas- und Rauchwolken
bis zum leßten Atemzug auf die anſtürmenden Schotten und Index, deren Leichen ſi< zu Wällen vox den deutſchen Gräben auftürmten. : i ;
Die engliſche Offenſive kam daher bald ins Sto>en, Und es gelang ihr nux, die vorgeſ<hobene erſte deutſche Linie zu
nehmen. Zwiſchen dieſer und der zweiten Linie, vor der der engliſhe Angriff zuſammenbra<, lag das Dorf Loos, | ſih die großen nordſranzöſiſhen |
‘in deſſen Umgebung Kohlenbergwerke befinden. Hier ſließen die Engländer auf
einen ſo zähcn Widerſtand, daß ſie wohl an die Kämpfe Jedes Haus war von den Deutſchen beſet und in ein kleines Fort verwandelt worden. Hintex den geſchloſſenen Fenſtern, auf den Dächern
um Neuve-Chapelle. erinnert wurden.
der Häuſer und beſonders auf den Kranen der Bergwerkſchächte, die ſih bis zu 300 Fuß hoh mitten im Dorf über
2 Phot. Leipzig Das Denkmal für die im Kampf um die Lorettohöhe gefallenen Deutſchen Krieger auf dem Friedhof zu Lens.
halb betäubt und ohnmägtig, leiſtete die Beſaßung heldenhaften Widerſtand und feuerte |
Schnellfeuer aus den Kelz lern fügte den Engländern, die ohne Dec>ung waren, e ſchwere Verluſte zu, und die Verteidiger mußten erſt dur< Handgranaten, die von außen dur die Fenſter und Türen in die Keller auf ſie hinabgefeuert wurden, fampfunfähig- gemacht werden. Wohl gelang es dex engliſhen Überma<ht ſ{<ließlih, das Dorf zu- beſetzen, aber es war nur no< ein großer : Trümmerhaufen. Dagegen blieben die deutſchen Truppen im Beſitz des dahinter gelegenen wihtigen Hügels 70, gegen den ſi<h mm der engliſche Angriff richtete. Einen | Augenbli> ſchien hier dem Feind der Erfolg zu winken, als ex in die vorderſten Gräben eindringen Éonnte, dann aber geſchah um ſo wirkungsvoller und _verhee= render der Gegenſtoß unſerex Feldgrauen, die die Eng=länder auf der ganzen Front unter 0 ſchweren Verluſten zurü>warfen, daß die große “Offenſive \<hließzlid immer mehr abflaute, da der Feind keine neuen Reſerven mehr ins Feuer führen konnte. An dem Todesmut der
Helden von Loos iſt dex dort geplante Durchbruch gerſchellt.__