Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.
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Shrittweiſe mußten die Bulgaren den ſih verzwei= felt wehrenden Serben das hügelige Waldgelände entreißen, drei Tage lang ununterbrochen um die Forts von _Niſch kämpfen. Jm Tale dex Niſchava, 8 Kilometer vor
deren Einmündung in die Morava gelegen, bildet Niſch-
den Vereinigungspuntkt dreier großer Talbogen. Die Ebene iſt von großer Fruchtbarkeit, eine wahre Kornkammer des Landes. Die tiefeingeſhnittenen Täler der Niſhava und Morava waren ſeit alters die natürlichen Verbindung=ſtraßen mit Bulgarien, Mazedonien und Ungarn, an deren Stelle heute die Eiſenbahnen getreten ſind, die, na< Belgrad, Sofia und Saloniki führend, ſi< in Niſch kreuzen. Mit dex Einnahme dieſes Hauptknotenpuntts öffnete ſih für bie Ver-
__ bündeten der unmittelbare Schienenweg von Wien na<
Konſtantinopel. Infolge dieſer ſtrategiſ<h wie wirtſ<aftli<h ſo bedeutenden Lage wax Niſch, das erſt ſeit 1878 zu Serbien gehört, mit 25 000 Einwohnern nah Belgrad die zweit=größte und belebteſte Stadt Serbiens und gleichzeitig eine der ſtärkſten Feſtungen des Landes. Im Auguſt 1914 war die Regierung von Belgrad na< Niſh verlegt worden;
hier hielt König Peter in dem alten Konak der türkiſchen
Paſchas mit den Vertretern des Vierverbandes Kriegsrat, und hinter den Forts, die ſi< im Kreiſe um die Stadt lagern, hielt man das Staatsarchiv und die Geheimakten vor den Feinden verwahrt. -
Während auf den Höhen, in den Wäldern und in den
Tälern ein außerordentli<h erbitterter Nahkampf tobte, |
räumten die ſerbiſhen Truppen in wilder Flucht die Stadt, die von Komitatſchï ausgeplündert wurde. Durch geſchi>te Umgehungsmanöver der Bulgaren waren die Serben indes überraſ<ht worden, ſo daß ſiè niht mehr Zeit fanden, die Lagerhäuſer und Arſenale vor ihrem Abzug zu vernichten, noch auch die Belgrader National- und Univerſitätsbibliothek, ſowie die Gemäldegalerien und Kunſtgegenſtände des Belz grader Muſeums, die man, in Kiſten verpa>t, na< Niſh geſchafft hatte, zu entfernen. Die beſſeren Kreiſe der Bevölkerung hatten die Stadt ſhon vor Beginn des Kampfes verlaſſen, nur die zahlreichen bulgariſchen und. türkiſchen Einwohner waren zurücgeblieben und erwarteten frohen
Mutes den Einzug der Sieger. Am Nachmittag des 5. No=
vember, gegen 3 Uhr, zeigte ſih zuerſt eine bulgariſche Patrouille von vier Mann in Niſch, denen ſi dreizehn ihnen entgegeneilende ſerbiſhe Infanteriſten ergaben. Die ſer-
Ein vorgeſchobener Beobachtungspoſten an der fſandriſchen Küſte.
SEL D Phot. Beruli,
biſhe Regierung hatte angeordnet, daß zwanzig ſerbiſche Banden in Niſ<h bleiben und aus den Häuſern auf die bulgariſhen Truppen [ſchießen ſollten, indes gelang es dem Viſchof Doſitej, die Ausführung dieſes niederträchtigent Planes, dem die ganze Stadt zum Opfer gefallen wäre, zu verhindern. Als die bulgariſchen Truppen ſingend Und unter Úingendem Spiel über die alte Niſhavabrüke durh das maleriſhe Türkenviertel zogen, eilten die Bewohner aus ihren Häuſecn und liefen jubelnd den Siegern entgegen. Auch mehrere hundert öſterreichiſ<h-ungariſ<he Gefangene, die ſi teilweiſe in den von den Ärzten und Wärtern ver= laſſenen Lazaretten befanden, wurden von den Bulgaren aus harter Gefangenſchaft erlöſt und ſtürzten ſi<h weinend vox Freude ihren Befreiern entgegen.
Ungeheuxe Vorräte, große Mengen Kriegsmaterial, das größte ſerbiſche Eiſenbahnaxrſenal ſowie wertvolle Dokumente fielen in die Hände der Bulgaren, die ſofort Ordnung ſchafften und dem Rauben und Plündern dex ſerbiſ<hen Komitatſchi Einhalt geboten. Die Nachricht von der Einnahme Niſchs rief in ganz Bulgarien jubelnde Begeiſterung hervor. Mit Muſik und wehenden Fahnen zog die Bevölkerung Sofias vor die Geſandtſhaften der verbündeten Staaten und vor das Shhloÿ des Zaren Ferdinand. Dieſer wie der Miz niſterpräſident Radoslawow dankten bewegt für die Huldigungen und erklärten, die bulgariſche Nation habe endlih
“ihre geſhihtlihen Wünſche verwirklicht und jene Städte in
ihren Schoß zurü>tehren laſſen, die ihr vor vierzig Jahren entriſſen wurden. Und der Miniſterpräſident ſ{<loß mit den Worten: „Die Eroberung der Feſtung Niſh, von deren Wällen die bulgariſhe Flagge für immer zu Ehren des Königs und der Dynaſtie und zum Ruhme der tapferen Soldaten wehen wird, iſt ein hiſtoriſches Ereignis“.
Erfolgloſer Angriff der Engländer auf _ Nobeia in Arabien
f G (Hierzu die Kun ſtbeilage.) l
Nach dex ſiegreichen Erſtürmung der Stadt Lahadſch in dem an das britiſhe Gebiet von Aden angrenzenden Gebiet Südarabiens und der erfolgreichen Beſchießung der engliſhen Kaſernen und Magazine auf der Jnſel Perim
durch die Türken verſuchten die Engländer, die türkiſchen Hafenſtädte am Roten Meere von der See her anzugreifen