Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten, str. 305
mit \{<werem Train niht fortkommen können. Unter den Thälern enthält das Morawa-Thal die beſte und zwe>dienlihſte Verkehrsſtraße. Dieſe, im Kriege unſtreitig die wichtigſte, verbindet Belgrad mit Conſtantinopel. An ihr ſollte, aller Wahrſcheinlihkeit na<, das Schi>ſal des Krieges entſchieden werden. Fn ihrem Zuge wird dieſe Straße von mehreren feſten Punkten beherrſcht, die einer vordringenden Armee längeren Aufenthalt bereiten können; ſo in Serbien die Befeſtigungen bei Alexinaß und Deligrad, bei Tſhuprija, Svilanjaß und Semendria; in Bulgarien bei Niſch und in den Balkan-Päſſen, Sie bildete die OperationsLinie der ſerbiſchen Hauptarmee in ihrem Vorrüden gegen Sofia.
Durch das Thal des Timok, der zum Theil die Grenze zwiſchen Serbien und Bulgarien bildet, führt eine Verbindung von Negotin na< Niſh; mit ihr verbindet ſi< “die Straße von Widdin bei Zaißar und führt dann weiter nah Tſhuprija in's MorawaThal und nah Belgrad oder Kragujewab. Als wichtige Straßenknoten haben die Serben die Punkte Tſhuprija und Zaißar mit Schanzen umgeben. Letterer Ort hat, wie wir ſeinerzeit auseinanderſelzten, in dieſem Kriege {on eine Rolle zu ſpielen gehabt.
Nächſt der Morawa iſt das Thal der Drina, als Weſtgrenze Serbiens gegen Bosnien, niht minder wihtig. Der Fluß iſt gleichzeitig der VertheidigungsSchlagbaum zwiſchen beiden Ländern, die von türkiſcher Seite dur feſte Pläße, wie Zwornik, Belina und Viſchegrad verſtärkt iſt. Die genannten Punkte, ſowie Ljeſhnißa und Loſchnißa bei Belina ſind die vortheilhafteſten Uebergangspunkte über die Drina. Oberſt Alimpics mit ſeinem Corps und den Freiſhaaren des Majors Vlajkowitſ< benüßte die leßteren am 2. Juli zum Uebergang nah Bosnien.
Die Feſtung Zwornik mit Klein-Zwornik als Brückenkopf über der Drina ſperrt alle Verbindungen von Serbien in das nördlihe Bosnien. Bon hier geht die Straße nah Serajewo über ein beſ<werliches, leiht zu vertheidigendes Terrain ; eine zweite bedeutende Communication führt aus
Bimmermann, Geſch. des orient. Krieges.
Major Djoka Vlajkowitſ.
H
dem Thale der ſerbiſhen Morawa über Tſchatſhak, Uſchiza und Viſchegrad nah der Herzegowina und eine dritte von Uſchißza ab ſüdlich über Nova-Varoſch und Sjenißa nah Novi-Bazar. Von dieſer Straße zweigt ſi< bei Sjeniyßa ein Weg na< Montenegro ab. Bei Sjeniza hatten die Türken Verſchanzungen angelegt, um die Straßenknoten gegen Ueberfälle aus Serbien und Montenegro zu de>en.
Die wichtigſte Verbindung für Bosnien ift jedoch. die Straße von der öſterreichiſhen Grenze bei Koſtajnißa über Banjaluka, Trawnik, Serajewo, Sjenißa und Novi-Bazar nah Conſtantinopel. Sie verbindet in Nord-Bosnien die Flußthäler mit einander und bildet die Hauptverkehrsader des ganzen Paſchaliks (Gaues) mit der übrigen Türkei. Mit der Herzegowina ſteht ſie von Serajewo und Viſchegrad aus in Verbindung. Dieſer voraus3geſchi>ten TerrainsSkizze entſprechend, hatte der ſerbiſhe Generalſtab den KriegsplanzurNiederwerfung der türkiſchen Herrſchaft in Europa und zur Befreiung der unterdrü>ten <riſtli<en Slavenſtämme entworfen. Nah dem Beiſpiele der großen Heerführer älterer Zeil hatte das ſerbiſche
Armee-Obexcommando den S<hwerpunkt des Krieges auf die Operations - Linie Belgrad - Conſtantinopel verlegt. Mit Recht ging es hierbei von der Vorausfeßung aus, daß eine der Türkei auf dieſer Linie beigebrahte entſcheidende Niederlage zur Erhebung aller <riſtlihen BalkanVölker führen und dadur< das Staatsgebäude der europäiſh-türkiſhen Macht an ſeiner verwundbarſten Stelle erſhüttern würde. Die hbeſchloſſene Fnvaſion im Oſten Serbiens gegen Widdin hatte augenſcheinli<h den Zwe>, die Wirfung dieſer Feſtung dadur< auszugleihen, daß man die Volks8erhebung im nördlichen Bulgarien zu bewerkſtelligen hoffte und andererſeits die Sicherung des Landes gegen feindlihe Ausfälle aus der Feſtung. Die bei Zaißar und Negotin am Timok angelegten Verſchanzungen ſollten die Stüßpunkte des in das Land fallenden Corps abgeben.
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