In jedes Menschen Gesichte steht seine Geschichte : Lehrbuch der Physiognomie : mit 140 Abbildungen

—_ 46 —

Zur genauen Charafterbeurteilung gehört eigentlich der ganze Menjch; jein Gang und Gejtenfpiel wie jede Bewegung, jo Hein jie aud) fei. „Ueberhaupt ift der Gang und die Armbewegung hauptjäcdlid; eine Gehirnfunftion“, betont Schopenhauer; heute mwiljen wir, daß jede Bewegung, darum aud) jede Gejihtsbemwegung einer Gehirnfunftion entjpricht. So verbinden wir mit der jeweiligen Bezeichnung der Phyjiognomie aud) ganz bejtimmte Vorgänge im nnenleben. Wir fennen einen ängjtfichen, betrübten, bittenden, blühenden, efelverratenden, ermüdeten, furdtiamen, gedanfenvollen, gemütlichen, grinfenden, Beiteren, flugen, lächelnden, leidenden, liftigen, Iuftigen, matten, mürtifchen, nachdenflihen, niedergejhlagenen, qualvollen, jcheuen, jchlauen, Ihredhaften, jeelenvergnügten, jelbjtbemußten, jinnenden, jehmerzhaften, jtaumenden, jtumpfjinnigen, todesangjtverratenden, trautigen, überrafchten, unruhigen, veränderten, verdrieglichen, verftändigen, verjtörten, verzerrten, wechjelnden Gejihtsausdrud.

Wie mir alle franfhaften Symptome aus unferer phyjiognomilden Betradhtung ausjcheiden, jo aud) alle Reflexe, die in den DVerrihtungen des täglichen Zebens zur Geltung fommen. Wir bejchränfen uns auf den Kopf. Er ift von größter Wichtigfeit, weil er der Behälter des Gehirns und der Sinnesorgane it, Seh, Riedh-, Gefhmad- und Gehörorgan hier ihre Stätte haben, der Rejfonanzboden des Stimmorgans fid) hier befindet und die Anfänge der Atmungs= und VBerdauungsmwege hier liegen. Auf diefem hödhjjt fomplizierten Gebilde fommt aud) die gejehmäßige Wechjelmirfung zwifchen äußerer Erfcheinung und innerem Wejen, wenn aud höcdjt fompliziert, jo doc). bändereich zum Ausdrud. Nicht „in deiner Bruft find deines Schiefals Sterne“. Un der Bruft mag fi) der Synternift erlaben, meint Zlocilti. Mag er Elopfen und horchen. Da findet er hödjftens tuberfulöfe Beränderungen, aber nicht das Schidjal. Dein Schidfal Liegt höher. Nicht jo Hoc) freilich, wie man es einftens gefeßt: Ueber den Wolfen! Nein, dein Schädel ift dein Schiejal!

mM] m