Jakob Böhme's sammtliche Werke : in seiben Bänden

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13. Und das ift die Urfache, dap die feurige Seele diefe Zeit niht mag zur Bolltommenheit fommen, daß fie am äußern Bande der Eitelkeit angebunden ftehet, durd meldyes der Teufel flet3 feine giftigen Stralen auf fie fhiegt und fie fihtet, daß jie ihm mandhmal anbeist und fih vergiftet, davon Jammer und Angtt entitehet, daß fih die edle Sophia im Brünnlein Ehrifti in der himmlifchen Menfchheit verbirgt und der Eitelkeit nicht nahen mag.

14. Denn fie weiß, wie ed ihr in Adam ging, da fie ihr Rerlein verlor, der innern Menichheit aus Gnabden wiedergefhenft wird, darum fie Sophia beigt, als die Braut Chrifti.

15. Albie ruft fie der feurigen Seele ale ihrem Bräutigam getreulih, und ermahnet ihm zur Buße und Abludung oder Yusgebung von dem Greuel der Eitelkeit. Da gehet dann der Streit in dem ganzen Menfhen an, da lüftert der äußere fletfchliche Menfch wider den innern geiftlihen, und der geiftliche wider ven fleifhlihen, und ftehet der Menfh im Streite, voller Trübfal, Kummer, Angft und Noth.

16. Der innere fpricht zur Weuerfeele: D mein Buhle, tehre doh um und gehe von der Eitelkeit aus, oder du verlieveft meine Liebe und das edle Perlein. So fpriht die Äußere Vernunft, als die thierijche Seele: Du bift närrifh, dag du voillit der Melt Narr und Evott fein; du bedarfit der äußern Welt zu deinem eben; Schönheit, Macht und Herrlichkeit üt dein Beftes, darinnen du fannit Freude haben: mas willjt du did in Angit, Notb und Spott einführen? Xrahte nad) Wolluft, das dem Fleifbe und Gemüthe wohl thut!

17. Mit folhem Unflathe wird dann ein rechter Menih oft befudelt. Der äußere Menfch befudelt fi felber, gleichiwie eine Sau im Rothe, und verdunfelt fein edlee Bild. Denn je eiteler der äußere Menfh wird, je dunfeler wird der innere Mienidh, alfo Iange, bis er gar verbleiht. So ift’s aledann gefheben um das ihöne Paradiesbäunlein, und wird jHwer zugehen, micder zu erlangen.

18. Denn wenn das äußere Liht, ald die äußere Seele, einmal erleuchtet wird, dag ihr das äußere Licht der Pernunft durh das innere Licht angezündet wird: fo giebt die äußere Seele gern einen Scheingleißner aus fid) und achtet fi) für göttih, und obgleih das PBerlein weg ift.