Jakob Böhme's sammtliche Werke : in seiben Bänden

— 1307 —

Das fehlte Büchlein.

om überfinnlichen Leben.

Stein Gefprädh eines Meifters und Jüngere,

Die die Seele möge zu göttliher Anjhauung und Gehör fommen, und

was ihre Kindheit in dem natürlichen und übernatürlichen Zeben fei, und

wie fie aus der Natur in Gott und wieder aus Gott in die Natur der Selbheit eingebe; auch was ihre Seligfeit und Verderben fei.

1. Der Zünger fprah zum Meifter: Wie mag ih kommen zu dem überjinnlichen Leben, dag ich Gott fehe und höre reden?

Der Meifter fprah: Wenn du dich magft einen Augenblid in dag fhwingen, da feine Kreatur wohnet: jo höreft du, was Gott redet.

2. Der Jünger fprah: Sit das nahe oder ferne?

Der Meifter fprah: Cs ift in dir, und fo du magit eine Stunde Schweigen von allem deinen Wollen und Sinnen: jo wirft du unausfprehlihe Worte Gottes hören,

3. Der Jünger fprad: Wie mag ih hören, fo ih von Sinnen und Wollen ftille ftehe?

Der Meifter fprah: Wenn du von Sinnen und Willen deiner Sulbheit ftille jtcheft, fo wird in dir dag ewige Hören, Schen und Sprechen offenbar und höret und fichet Gott durd) dih. Dein eigen Hören, Wollen und Sehen verhindert did, das du Gott nicht fieheft noch höreft.

4. Der Jünger Iprah: Womit fol ih Gott hören und jehen, fo er über Natur und Kreatur ift?