Jakob Böhme's sammtliche Werke : in seiben Bänden

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Der Meifter fprad: Wenn du ftille fweigeft, fo bift du das, was Gort von Natur und Kreatur war, daraus er deine Natur und Kreatur madıte; fo böreft und fieheft du es mit dem, damit Gott in dir fah und hörete, ehe dein eigen Wollen, Schen und Hören anfing.

5. Der Jünger fprah: Was hält mid) denn auf, daB Ih night dahin fommen mag?

Der Meifter fprah: Dein eigen Wollen, Hören und Sehen, und dag du wider das ftrebeit, daraus du fommen bift. Mit deinem eigenen Wollen bricht du dic von Gottet Wollen ab, und mit deinem eigenen Seben fieheft du nur in dein Wollen. Und dein Wollen veritopfet dir das Gehör mit Eigenfinnlichkeit irdifiher, natürlicher Dinge, und führet dich in einen Grund ein, und über {hattet di-mit dem, das du willt, auf daß du nit magft zu dem Uebernatürlihen, Weberfinnliden fommen.

6. Der Zünger fprah: So ih in Natur ftehe, wie mag ih aber duch die Natur in den überjinnlihen Grund kommen, ohne Zerbrehung der Natur?

Der Meifter fprah: Dazu gehören drei Dinge Das erfte it, dag du deinen Willen Gott ergebeft und did zu Grund im feine Barmherzigkeit erfenkeft. Das andere ift, daß du deinen ciges nen Willen haffett, und nicht thueft, wozu dich vein Wille treibet. Das dritte ift, das du dich dem Kreuze unterwerfeft, auf dag du die Unfehtung der Natur und Kreatur ertragen mögeft. Und jo du das thuft, fo wird dir Gott einfprehen und deinen gelaffenen Pillen in fih, in den übernatürliben Grund einführen, jo wirft du hören, was der Herr in dir redet,

7. Der Jünger fprah: Co müßte ıd) die Welt und mein Leben verlaffen, fo ic) das thäte.

Der Meifter fprah: So du die Welt verläffeft, jo kommeft du in das, daraus die Welt gemacht iftz und fo du dein Leben verleureit und in Ohnmadt deines Vermögens fommeft: fo ftehet e8 in dem, um deimwillen du es verläffeft, als in Gott, daraus «3 in Seib fam,

8. Der Sünger iprah: Gott hat den Menjhen in das natürliche &eben geiharfen, daß er herifhe über alle Kreatur auf Erden und ein Herr fei über Alles in diefer Welt: darum fo muß er es ja eigenthümlich beligen.

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