Jakob Böhme's sammtliche Werke : in seiben Bänden

Der Meifter fprah: If’s, dag du bios äußerlich über alle Kreaturen herrfheft: fo bift du mit deinem Willen und Herrfhung in thierifher Art und ftehet nur in bildlicher, vergänglicher Herr Hung; aud führeft du deine Begierde in thlerifche Eifen;, davon du inficiret und gefangen wirft, und auch thierifche Art befommft. Site aber, daß du die bildliche Art verlaffen haft: fo fteheft du in der Meberbildlichkeit und herrfcheit in dem Grunde über alle Kreaturen, aus dem fie gefhaffen find, und mag dir auf Erden nichts jdaden; denn du bift mit allen Dingen gleih und ift dir nichts ungleich.

9. Der Jünger fprah: D lieber Meifter Ihre mich do, wie ich zum näheften dahin fommen möge, dag ich allen Dingen gleich fei!

Der Meifter fprah: Gern. Gedenke an die Worte unfers Herrn Zeju Ehrifti, da er fprah: Es fei denn, daß ihr umfehret und werdet al die Kinder, fonft fellet ihr Gottes Reich nicht fehen. Ss nun, dag du willt allen Di.igen gleich werden: fo mußt du alle Dinge verlaffen und deine Begierde von ihnen abmenden, und der nicht begehren, nody dih um das annehmen, zu einem Eigenthbum zu befisen, das Etwas it. Denn fobald du das Ets mas in deine Begierde faffeft und zum Eigenthbum einläffet und nimmft: fo ift das Etwas ein Ding mit dir, und wirfet mit dir in einem Willen, fo bit du fhuldig, daffelbe zu befhirmen und dich deiien anzunehmen, als deines eigenen Wefens. So du aber nidhts in deine Begierde einnimmft; jo bit du von allen Dingen frei und herricheft zugleich auf einmal über alle Dinge; denn du haft nichte in deiner Annchmlichfeit und bift allen Dingen ein Nihtse. Du bit als ein Kind, das nicht verftehet, mag ein Ding ift, und ob du e& ja verfteheit: fo verjteheft du es ohne Berührung deiner Empfindlichkeit, auf Art, wie Gott alle Dinge beberrfchet und fiehet, und ihn doch fein Ding begreifet.

Dap du aber fpracheft, ich follte dich Tehren, wie du dazu tommen möchteft: fo fiche an die Worte Ehrifti, der da fprad: Ohne mid fünnet ihr nichts thun. Du Fannft in eigenem Dermögen nicht zu folder Ruhe fommen, daß dich feine Kreatur bes rühre, es fei denn, daß du dich in das Leben unfere Herrn Iefu Ehrijti ganz einergebeft, und dein Wollen und Begierde ihm ganz übergebeft und ohne ihn nichts mwolleft: fo jteheft du mit deinent Reibe in der Welt in den Gigenfhaften und mit deiner Vernunft unter dem Kreuze unfers Heren Ehrifti, aber mit deinem Willen wandelit du im Himmel, und fteheft an dem Ende, da alle Kreaturen herfommen find und dahin fie wieder gehen. So magjt du