Jakob Böhme's sammtliche Werke : in seiben Bänden

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21. Der Sünger fprah: Pie geihicht das, das er feine guten Freunde zum Eigentbum befommt?

Der Meifter fprah: Er bekommt aller derer Seelen zu Brüdern und Gliedern feines eigenen Lebens, melde unferm Herrn Sefu angehören, denn Gottes Kinder find in Epriftv nur Einer, der it Chriftus in Allen. Darum befommt er fie alle zu Teiblichen Sliedern in Chrifto; denn fie haben die himmlifhen Güter allges mein und leben in Einer Kiebe Gottes, mie die Neite des Baumes von Einem Safte. Auch mag'’d ihm an äußerlichen natürlichen Sreunden nicht mangeln, wie unferm Herrn Chrifto. Db ihn gleich nicht wollten die Hohenpriefter und Gemaltigen der Welt lichen, welde ihm nicht angehöreten und nicht feine Glieder und Brüder waren; jo lichten ihn aber diefe, welche feiner Worte fähig waren alfo auch würden ihn diefe lieben, welche die Wahrheit und Ge teptigfeit lieben und fih zu ihm gefellen, als Nitodemug zu Sefu bei der Nacht, welcher in feinem Herzen Jefum liebete wegen der Wahrheit und Außerlich fih vor der Welt fheuete, alfo wird er viel guter Freunde haben, welche ihm nicht befannt find.

22. Der Jünger fprah. €3 ift aber gar fihmer, von aller Welt verachtet fein.

Der Meifter fprah: Was dich jet dünkt fehwer zu fein, das mirft du nachher am meiften lieben.

23. Der Jünger fprah: Wie mag das gefchehen, daß ich liebe, was mich verachtet?

Der Meifter fprah: Ieht Tiebeft du irdifhe Weisheit; warın du aber überfleidet Bift mit bimmlifcher, fo ficheft du, daß aller Welt Weisheit nur Thorheit ift, und dak die Welt nur deinen Beind haffet, als dag fterbliche Lehen, das du felber au hafjeft, in jeinem Willen: jo bebeft du an foldhe Beratung des tödtlie hen Leibes auch zu lieben.

24. Der Jünger fpradh: Wie mag aber das bei einander j ftehen, daß fih eın Menich liche und auch baffe?

Der Reiter Tprah: Was du dich Ticheft, das liebeft du dich nicht ald eine Deinheit, fondern ala eine gegebene Liebe Gottes; du liebejt den göttlichen Grund in dir, dadurh du Gottes Meisheit und Wunderwerke, jamt deinen Brüdern Iicbef. Was du dich aber haffeft, das thuft du nach der Deinheit, in welher dir das Böfe anhanget, das thuft du, daß dm gerne voollteft die Schheit