Jakob Böhme's sammtliche Werke : in seiben Bänden

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auf, ber ift bie Schärfe und fchärfet e8, daß es fhallet, und unterfcheibet e8 nad ben fünf Sinnen. Aus melder Qualität das Wort feinen Urfprung nimmt, in berfelben Qualität wird e8 auf der Zunge von fich geftoßen, und die Kraft des Unterfchiedes geht von der Zunge aus: und da® ber deutet den bh. Geift,

Denn gleichiwie ber h. Geift vom DBater und Sohne ausgehet

und Alles unterfcheidet und fdarfet, und das ausrichtet, was der Vater durchs MWort fpriht: alfo fhhnrfet und unterfdeibet au bie Zunge alles dasjenige, was die fünf Sinne im Haupte buch das Herz auf bie Zunge bringen, und ber Geift fährt von der Zunge duch den Mareurius oder Echail an den Dirt aus, wie es im

Rathe ber fünf Sinne befchloffer ift, und richtet daffelbe aus,

Boom Munde,

Der Mund bedeutet, daß du ein unallmächtiger Sohn deines Daters bift, du feieft gleich ein Engel oder Menfh; benn durd; ben Mund mußt du deines Vaters Kraft in dich raffen, millft du anders leben. Ein Engel muß das forwoht thun als ein Menfd ; und ob er gleidy nicht bas Clement Luft auf eine folche MWeife bes darf wie ein Menfh: fo muß er dod) den Geift in fi) durch ben Mund raffen, davon bie Luft in dıefer Melt entftehe. Denn im Nimmel hat e& feine felhe Luft, fondern die Qualitäten find ganz fanft und freubenreih, gleich einem lieblithen Saufen, und der bh. Geift it unter allen Qualitäten in dem Safniter und Marcus vie, Und bie muß ein Engel auch gebrauchen, fenft Eann er keine Semegliche Kreatur fein; benn cr muß aud von ven himmlifchen Scuchten cifen burd den Munb.

Du mußt dies aber wicht irbifch verftehen; denn ein Engel hat Eeine Dirme, dazu auch weder Fleifh noch Bein, fondern er ift vom der göttlichen Kraft zufammengefügt auf Form und Art gleich einem Menfhen, aud mit alen Gliebern wie ein Menfd;; aber bie Geburtöglieber und aud einen Yusgang von unten hat er nicht; er bedarf dieß aud nicht. Denn der Denfh hat feine Geburtöglieder, dazu au feinen Ausgang erft in dem Eläglichen Sale befommen. in Engel treibet nichts von fich als die göttlihe Kraft, die er mit dem Munde fafjet, damit er fein Herz ae zündet, unb das Serz zündet alle Glieder an: baffelbe treibet er duch den Mund mwiever von fi, wenn er redet und Gott lobet.

Die himmlifhen Srücyte aber, die er ift, find nicht tebifch; und ob fie gleih in Sorm und Geftalt wie die frdifhhen find, fo ind fie boh nur göttliche Kraft, und haben einen alfo tieblichen Gefhmad und Geruh, daß id) das mit nichts in diefer Weit vergleidyen Fan, henn fie fhmeden und riedyen nach der heiligen ‚Dreifaltigkeit.