Jakob Böhme's sammtliche Werke : in seiben Bänden

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Diefer ondere Xhell ber fiderifchen Geburt, welher In ber Liebe im fügen Maffer fteher, Hk num die DVefte bes Pimmels, bie ben angezünbeten Zorn, fammt allen Zeufeln gefangen hält. Denn darein Fönnen fie nicht, und in bdiefem Himmel mwehnt ber heilige Geift, der aus dem Herzen Gottes ausgeht, und freitet wider bie Srimmigkeit und gebärt ihm einen Tempel mitten in ber Grime migkeit bes Jorns Gottes.

Unb in diefem Himmel wohnt der Menf, der Gott fürchtet, au noch mit lebendigem Keibe, benm bderfelbe Himmel ift fowohl in dern Dienfchen, als in der Ziefe Über der Erde. Und forie bie Tiefe Über ber Erde ift, fo ift au der Menfch Beides in Riebe und Zorm bis nah Abfcheidbung ber Seele. Alsdann, wenn bie Seele vom LXeibe feheibet, bleibt fie allein im Himmel ber Lirhe, oder im Himmel des Zorns.

Welchen Zheil fie hier im Abfcheiden begriffen hat, bas ift nun {hr eroig unauflöglides Wohnhaus und Fan ewig daraus nicht kommen, denn e8 ift eine große Kluft zwifhen ihnen, wie Chriftus bei dem reihen Manne faget. Luc. 16, 26.

In biefem Himmel wohnen bei uns bie heiligen Engel, und in dem andern Theile bie Zeufel; im biefem Himmel lebt der Menfd zreifhen Himmel und Hölle, und muß von dem Grimme manchen harten Stoß, Berfuhung und Verfolgung leiden und fi) manchmal wohl martern und quetid;en Iaffen,

Der Zorn heißt da6 Kreuz und der Liebe Himmel heißt die Geduld; ber darin aufgehende Geift heist die Hoffnung und ber Glaube, der mit Gott inqualirt und mit dem Zone ringet, bis ex fieget und überwindet, 1 Joh. 5, 4.

Hierin fledt die ganze chrifliiche Lehre; wer anber& lehrt, ber weiß nicht, was er lehrt, denn feine Lehre hat keinen Fuß oder Grund, und fein Herz zappelt immer und jammert und weiß nicht, was &8 thun foll.

Sein Geift fuchet immer nad; Ruhe und findet fie nicht. Er ift ungeduldig und fuchet immer etwas Neues, und wenn er’& findet, fo ergößt er fih daran, als hätte er einen neuen Schag sefundenz «8 ijt body Beine Veftändigkeit in ihm, fondern er fuchet stets Abftinenz.

For Theologen, alhier thur euch der Geift Thür und Thor auf. Wollt ihr num nicht fehen, und eure Schäflein auf grüner Weide meiden, fondern auf bürter Heide, fo folit ihr dieß vor dem ernjten und zornigen Gerichte Gottes verantworten. Da fehet nun zu.

Ih nehme den Himmel zum Zeugen, daß ich hier verrichte, was ich thun muß; denn der Geift treibt mich dazu, fo daß ich aud; mit ihm gänzlich gefangen bin und mich feiner nicht erwehren ann, vieleicht, was mir au immer nachher begegnen möchte.