Neueste Weltgeschichte vom Anfange der französischen Revolution bis zum allgemein Frieden

Frankreich 1789: 13

anzuführen, ja ihnen ſogar die Zimmer der Königin zu zeigen; und doch war dies der Fall. Man wagke es 07 gar, ihn als König auszurufen, allein aus Feigheit und Unentſchloſſenheit unterſtand er ſich nicht , ôffentlich aufzutreten, und dieſe Rolle zu úbernehmen- Der König und die Königin ſchienen ſich aber über alle Gefahr hinweg: geſeßt zu haben, und zeigten bey dieſem Tumulte eine Entſchloſſenheit, als wäre nichts zu befürchten geweſen.

Endlich erklärte der König mit ſeiner Familie dem Volke nach Paris folgen zu wollen, wodurch der Lärm beygelegt , und auch ſogleich Anſtalt zur Reiſe gemacht wurde, Um x1 Uhr ſelte ſich die ganz? Maſſe Menſchen die den König begleiteten, nah Paris in Bewegung, woſelbſt ſie um 7 Uhr eintrafen. Zuerſt ſtieg der König bey dem Stadthauſe ab, und nachdem er daſelbſt von den Autoritäten bewillfommt war, begab er ſich uach den Zhuillerien, der lebten unglücklichen Wohnung des Monarchen. Sobald nun ſolchergeſtalt das Volk beruhigt war, ergriff man die fráfcigſten Maaßregeln zur Vorbeugung ähnlicher Auftritte ; anch wurden die Anſtifrer“ dieſes Aufruhrs zur Verantwortung gezogen. Die Unterſuchung wurde von dem Gerichtshofe des Chatelet ge» führt, und nachdem ſelbige ein ganzes Jahr fortgeſebt war , ernannte die Nationalverſammlung eine Commiſe ſion, um die Angelegenheit zu beendigen ; aber auch dieſe ließ die Sache unentſchieden. Das Benehmen des Herzoges von Orleans fam bey dieſer Gelegenheit ebenfalls zur Sprache; da er aber den König um Verzeihung bat, ſo war Ludwig gutmüthig genung , ihm ſeine begangenen Verbrechen zu verzeihen, jedoch erhielt er den Befehl Frankreich zu verlaſſen, und ſich na< England zu begeben, Lafayette richtete nun als Chef der Nationalgarde ſeine ‘ganze Aufinerkſamkeit dahin, für die Sicherheit des Königes und ſtiuer Familie zu ſorgen. Die Natio-

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