Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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ſ{lu>en; der Arzt ſagt, es iſ eine entzündliche Bräune. Wir ſind Alle in einem Zuſtand von Angſt, der ſih nicht ausſprechen läßt! — Gegen Abend hatte ‘ex ein bishen Linderung. Der König kam noh ſpät und blieb über zwei Stunden an ſeinem Bett; dann kam auch die Königin. Um neun Uhr wurde der Kronprinz etwas ruhiger. Die Kinder waren alle hier, au< die Prinzeſſin Auguſte. 4. Januar.

Es geht beſſer! — Nachmittags ſehr viele Beſuche bei der Kronprinzeſſin, Abends kam der König, dann die Königin. Die alte Königin iſt ſehr krank, der Kronprinz aber, Gott ſei gelobt, entſchieden in der Beſſerung. Der Miniſter Vosf war bei mix, ſehr traurig, daß man ihm den kleinen Jngen-

heim genommen .hat, den ex ſo liebt. 5. Januar.

Wie geſtern. Die Herrſchaften unter ſi<h bei Tiſche und auh zum Souper. Der König kommt jeden Abend, ging auh ins Krankenzimmer zu dem Kronprinzen, der ziemlih wohl war; er iſ immer ganz beſonders gnädig für mich. Die alte Königin iſ ſehr \{le<t und ih fürchte

ſehr für ſie. 6. Januar.

Der Kronprinz heute wieder ſehr krank, es iſ ein Riickfall der Bräune. Er hat die heftigſten Kopfſchmerzen, Halsſhmerzen und Ohrenſchmerzen und Brown war ganz außer ſih, doh kam Nachmittags etwas- Beſſerung. Die alte Königin iſt ſehr ſhle<t; ſie phantaſirt, ih war zwei Mal bei ihr. Der König kam, ging aber niht zum Prinzen hinein; doh ging es Gottlob etwas beſſer mit ihm am Abend. Die Kronprinzeſſin verläßt ihren Gemahl ſeit ex krank iſt, niht einen Augenbli>.