Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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25. November.

Meine Vormittage ſind jeht ſ{<hre>li<. Fn der Wehmuth und Trauer um meinen unvergeßlichen König wird die Unruhe und die Beſorgniß nichts zu vergeſſen oder zu verſäumen, was bedacht ſein müßte mix ſhwer, dazu kommen Anfragen und Briefe ohne Zahl. Heute kamen Deputirte vom Danziger Magiſtrat zux Königin, dann die Geſandten der deutſchen Staaten und Frankreichs; es waren wirklih Maſſen von Briefen zu beantworten, der Landgraf, der Fürſt von Kux-Baden, der Graf Schulenburg, Rüchel, die Herzöge von Sachſen, der Prinz von Braunſchweig, Prinz von Deſſau, Radziwill’'s und der ganze Hof kamen zum Diner. Prinz Ferdinand ging zum heiligen Abendmahl, die Prinzeſſin Heinrich i} frank und eben ſo die drei Prinzen von Cur-= land. Nach Tiſh hatte ih ein Heer von Viſiten. Abends wax man bei dex Prinzeſſin Louis, nux ih, wie jeht immer, den Abend allein bei mix, und von Herzen traurig. —

26. November.

Die junge Gräfin Moltke kam an und trat ſofort in ihren Dienſt ein; ſie iſ ein liebenswürdiges angenehmes Mädchen. |

27. November.

Großes Diner, no<h immer dieſelben Fürſtlichkeiten, dex Graf Fexe>, dex Herzog von Curland mit den Prinzeſſinnen. Nachmittags Schaaren von Viſiten; Abends kam dex alte Herzog von Streliß an, der im Schloß in den Zimmern der hocſeligen Königin wohnt.

28. November.

J<h hatte viel zu ſchreiben und viele Leute zu ſprechen

während des ganzen Vormittags. Zu Tiſche Men Fürſt= Am Preußiſchen Hofe. 2. Aufl,