Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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war ergreifend und denno<h hatte ſie eine ſolche Herrſchaft über ſi ſelbſt, daß ſie denſelben der Welt niemals zeigte. Sie verlor in dieſer Schweſter eine zärtlich geliebte Gefährtin, die ſie ſeit ihrer erſten Kindheit nie verlaſſen hatte. Aber vielleicht war dieſer Verluſt denno<h ein Gewinn für die Königin, und es tar beſſer für ſie, die Prinzeſſin zu ent-= behren, als wenn dieſelbe immer neben ihr. geblieben wäre“.

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25. Mai 1798. Um 6 Uhr früh reiſten wix von Bexlin ab. Prinz Ernſt von Streliß und Dewih fuhren mit uns; wix fanden jede Meile ein Relais und jedesmal auh Blumen, Früchte und Erfriſchungen allex Art. Alles ging gut von Statten und um 3 Uhr kamen wix glü>li<h in Stargard an, wo wix das Gefolge des Königs fanden. Man trank Kaffee und ih ſchrieb Briefe. Der König kam um 6 Uhr an; ex wohnt in einem andern Hauſe als wir; wir foupixten; ex war ſehr guter Laune und die Königin quartirte ſih ihm zu Liebe zu ihm in ſein Haus. Um 9 Uhr verließen wir ſie, die Vierec> und ih, und gingen in unſer Häuschen. 26. Mai. Die Königin mit der Viere> zur Revue gefahren. J< ſchrieb Briefe. Großes Militär-Diner; na< Tiſch Alle zum Kaffee bei mir, um 5 Uhr fuhren wir in's Lager. Die Regimentex ſind ſehx \{ön und die Muſik des Regiments Württemberg ſpielt wundervoll. Abends wax Thé dansant beim General Pir<h und eine Maſſe von Menſchen da. 27. Mai. Die Königin mit der Viere> zum Manöver gefahren. Jh empfing Viſiten. Militäx= Diner. Nah Tiſch waren