Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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fann, denn leidex rüden die Franzoſen immer weiter vor, und fie iſt bald hier nicht mehr ſicher! 5. Januar.

Jh reiſte mit meinen Kammerfrauen bei einem entſehlichen Wetter ab. Bei der erſten Station mußte i liegen bleiben, Sturm und Regen waren ſo toll, daß die Pferde nicht weiter konnten. Die Königin reiſte um 12 Uhr Mittags ab mit der Viere> und ihrer Kammexfrau, der Schadotw, und kam glü>li< bis Kreuz.

Man ſagte uns, die Franzoſen ſeien ſchon bei Heilsberg.

6. Januar.

Um 4 Uhr früh ſtand ih auf, konnte aber erſt gegen 6 Uhr fort und fuhr bis Roſſitten, wo ih bleiben wollte. Die Herrſchaften übernachteten auh dort; der König hatte ebenfalls Königsberg verlaſſen. Jh konnte im ganzen Ort fein Stübchen mehr finden und fuhr alſo weiter bis Nidden, “und hiex bekam ih endlich ein eisfkaltes Stübchen. General Knobelsdorf und Miniſter Schroetter fuhren die Nacht durch, weil ſie kein Obdach fanden, die Engländer waren auh hier geblieben, Lord Grove kam zu mir. Aber den nächſten Morgen konnten weder ex noh i< Pferde bekommen und wir warteten an dieſem unglücklichen

7. Januar mit Schmerzen bis 9 Uhr, da uns endlih welche gebracht wurden. Es war ein tollex Sturm mit dichtem Schnecegeſtöber und der Weg dicht am Meere, ohne jeden Schuß gegen den Orkan, war überdies ganz abſcheulih. Um 3 Uhr fam ih na<h Schwart, wo ih nach vieler Mühe und langem Umherfahren endlih ein beſcheidenes Unterkommen beim Schulmeiſter fand. Die Herrſchaften kamen bald darauf