Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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auch an; der König ſchi>te mix ein Bischen Bouillon, die Königin wax troh der großen Kälte Gottlob ziemli<h wohl. 8. Januar.

Jh hatte auf der Erde geſchlafen, da kein Bett zu haben war, aber i< ſ{<lief do< ganz gut. Dex König fuhx früh weiter, ih konnte erſt um 8Uhr Pferde bekommen. Um 11 Uhr famen wix am Haff an, ſtiegen in ein Boot und waren um 1 Uhr in Memel. Die Königin kam ganz zu Wagen und deshalb etwas ſpäter. Da kein Seſſel da war, um ſie aus dem Wagen die Treppen hinauf zu tragen, fo trug ſie ein Bedienter auf dem Arm, was mir wehthat mit anzuſehen. Sie war leidlih wohl dur<h Gottes Gnade, und wix legten ſie auf cin Sopha. Sie wohnt in denſelben Stuben, in denen ſie vox 5 Jahren wohnte. Ach! wel<? ein Unterſchied zu damals, als der Kaiſer hier war und wix ſo heitere Tage mit ihm verlebten. Die Königlichen Kinder aßen mit uns und machten einen ganz furchtbaren Lärm; Niemand ſagt ihnen etwas. Napoleon hat den Prinzen Auguſt und den General Tauenzien nah Paris bringen laſſen. Die beiden Generäle Bennigſen und Buxhöwden haben Kaminskoi ab-= geſeht, da es entde>t worden iſ, daß ex die ganze Zeit ein falſches Spiel geſpielt hat. Die Franzoſen ſind no< niht in Königsberg. Die Miniſter Stein und Vosſ ſind Beide entlaſſen, Geuſau ebenfalls; Gott weiß, was hieraus werden foll. F< wohne in einem andern Hauſe und muß viel hinund hergehen dur<h den Schnee. Graf Moltke kam von Thorn an, aber brachte keine Nachrichten.

. 10. Januar.

Jh ſchrieb früh Morgens eine Maſſe Briefe, auh an

die Prinzeß Solms, ging dann zur Königin und blieb bis