Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

— M4 —

die Treppen ſelbſt hinauf zu ſteigen; ih blieb aber feſt gegen ihn, denn ih kann das nicht zugeben, ſie iſt noh viel zu ſ<hwa<h dazu und muß hinauf getragen werden. — Die franzöſiſchen Kriegsgefangenen kamen an, darunter zwei Offiziere. Man glaubt, daß am 19. ein Gefecht ſtatt= gefunden hat, man hat den ganzen Tag über die Kanonen hier gehört. Am Abend kamen ſ<le<te Nachrichten, — ex hat die gehoffte Amneſtie nicht gegeben. Die arme Schadow iſt ſehr krank; die Königin iſt ſehr beſorgt um ſie. 22, Januar.

Die Schadow iſ hoffnungslos, die arme Königin in Folge deſſen ſehr angegriffen und hat gar nicht geſchlafen. Heute Abend ſtarb die gute treue Schadow! — Das iſt ein rechter Verluſt. —

23. Januar.

Beide Majeſtäten kamen zum Frühſtück zu mix, die Königin ſehr traurig über den Tod der armen guten Schadow. Die drei Engländer Lord Grove, Wilſon und der Geſandte Mr. Jackfon kamen, um mi zu einer Schlittenfahrt abzuholen, in einem großen geſchloſſenen Schlitten, der mix gar niht gefiel. Die Kälte iſ ſo groß und der Schnee fo tief, wie man nie etwas Aehnliches erlebt hat. Ah, wenn die Ruſſen ſich do< endlich ſ<lagen wollten und dem Feinde zu Leibe gehen; aber man hört no< immer nichts von irgend einer Aktion.

24. Januar.

Zu Schlitten gefahren. General Buxhöwden war angekommen und aß bei uns. Ex geht in ſein Gouvernement nah Riga und von da nah Petersburg zurü>. Kammexrherr von Tür> und General Zaſtrow waren ebenfalls zu