Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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lung zu nehmen. Unſere hieſigen Ruſſen von der Geſandt-= ſchaft ſagen, es müſſe duxchaus eine Schlacht geliefert werden, die Franzoſen zehrten alle unſere Magazine auf, kurz es gehe ſo niht länger. Und dazu no<h alle die Dummheiten, die ſo Viele der Unſrigen begehen. Was in all den Feſtungen vorgegangen iſt, die ſich ergeben haben, das Alles iſt gradezu unglaublich.

Die Königin fuhx ein Bishen Schlitten und nahm die ſchöne Sächſin Lindenau mit, die auh na<h Tiſh zu mix fam, ſowie der junge Hardenberg, der eintreten will, der Bruder der Gräfin Hardenberg, die an Hof war.

8. Februar.

Sonntag. Wir gingen Alle zur Kirche, troß der Kälte; beide Majeſtäten, die Königlichen Kinder und der ganze Hof, um dem Ewigen Dank zu ſagen für die Geneſung der Königin. — Nach dex Kirche mit der Königin ſpazieren gefahren; nah Tiſche fuhr ih in einem kleinen litthauiſchen Schlitten, was Alle ſehr amüſirte. Zum Thee bei Prinzeß Wilhelm.

Die Ruſſen ſtehen dicht bei Königsberg, man hoſt täglich auf eine Schlacht.

9. Februar.

Mit der Königin an den Hafen gefahren um ein Schi} abſegeln zu ſehen, das einem Kaufmann Rupert gehört und iber Kopenhagen na<h England geht. Wir ſtiegen beim Leuchtthurm aus und es war ſehr kalt. Zwar waren wir in einem geheizten Zimmer, aber es dauerte doch ſehr lange. Der König fuhx mit mix allein zurü>, die Königin mit Prinzeß Wilhelm. Er iſt doh ſeh x unruhig und in Sorgen und fürchtet die nächſten Nachrichten.