Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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Leſtocq ſchreibt: ſeine Truppen ſeien von den Märſchen fur<tbar erſchöpft! — Gott der Herr allein fann uns beiſtehen. Der G. war in einer Laune wie ein Bulldogg; ih ging ihm aus dem Wege und ſeßte mih niht neben ihn bei Tiſche.

Die Königin aß zum erſten Mal mit uns, aber blieb niht zum Souper auf.

10. Februar.

Am 7. und 8. iſt denn wirkli eine ſehr blutige Schlacht geweſen, in der Nähe von Eylau, aber die Ruſſen haben ſich wieder zurüctziehen müſſen; es heißt allerdings geordnet und ohne Niederlage. Ein Offizier brachte die Nachricht und ſagte, die Franzoſen hätten 12,000 Mann verloren und die Ruſſen nur 8,000. Die alliirte Armee hat Wunder der Tapferkeit gethan und 12 Adler genommen. Abends kam ein zweiter Offizier, der dieſe Adler nah Petersburg bringt, und einer derſelben wurde der Königin gebraht. Das iſt ſehr ſhön und ehrenvoll, aber es iſ doh fein Sieg! Auch dieſer zweite Offizier ſagte, die Franzoſen zögen ſich zurü>, und ihre Garde ſei faſt ganz aufgerieben worden. Der böſe Feind habe ſie verblendet, ſi< mitten zwiſchen die Ruſſen hineinzudrängen. Jh erhielt einen Brief von Wilſon und dieſer nennt die Schlacht einen vollſtändigen Sieg. Jh war außer mix vor Freude und wix Alle, nux der König blieb trübe und ungläubig. Die Königin war zum erſten Mal zu Fuß ausgegangen, aber nur bis zur Prinzeß Wilhelm.

Radziwill’s kamen aus Königsberg an in großer Sorge, Königsberg werde in allernächſter Zeit ſchon in die Hände des Feindes gerathen.