Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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Jh fuhr mit der Königin zu dem kranken Herzog von Coburg; er weiß jeht den Tod ſeines Vaters, ſein Befinden ſcheint beſſer zu werden. Die Königin brachte mich nach Hauſe und ging no< ein Bischen mit Prinzeß Wilhelm ſpazieren. Die beiden jüngſten Hofdamen kamen zum erſten Mal, ſeit wix hier ſind, heute zu mix.

J<h hatte ihnen mein Erſtaunen wohl niht verhehlt, daß ſie noh niht bei mix waren; aber ih hatte leider heute noh mehx Grund, mi zu ärgern über ihren Ton, und nah Tiſche frug mich die Tauenzien, ob ih böſe auf fie ſei, und ih ſagte ihr ganz exnſtli<h meine Meinung.

14. Februar.

Die Königin kam früh zu mix; ich ſtellte ihr den Geiſtlichen vor, der am Sonntag gepredigt hatte; dann ging ih mit ihr und Prinzeß Wilhelm ſpazieren. Zu Tiſh kam der General Korff von den Ruſſen, der wegen ſeiner Wunde hierher geſhi>t worden iſ und mix ſehr gefällt. Ex ſcheint durchaus nicht einverſtanden mit Bennigſen, dex ſich in die Stadt Königsberg zurückgezogen hat. Die erſte Hälfte des Abends bin ih immer oben bei der Königin bis ſie ſ{<lafen geht, die zweite unten im Salon mit dem König und den Hofdamen, wo fleißig Charpie gezupft wird.

15. Februar.

Furchtbares Wetter. Um 11 Uhr kam die Königin mit den zwei älteſten Prinzen zu mix, ſpäter au< der König. Zu Tiſh kamen Krüdener und die Engländer. Le Brun ſteht in der Vorſtadt von Königsberg. Ein franzöſiſcher General iſ hier angemeldet, den Napoleon herſchi>t; man weiß no< niht warum; Schroetter meint mit Friedens-= anträgen. Welcher Gedanke, wie kann man jeht an Frieden denken! —