Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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Abends kamen die Radziwill’s, General Korff und Prinz Shönbuxg von der Garde du Corps.

16. Februar.

Ein Brief von Wilſon; er iſ zufrieden mit den Ruſſen, aber wir ſind es hier durchaus nicht.

Ein ganz abſcheulicher franzöſiſcher General, mit Namen Bertrand, war heute angekommen; Klüx brachte ihn her und ex war einen Moment beim König vor dem Diner. Abends wollte ex durchaus der Königin vorgeſtellt ſein, die eben ſo empört über ihn war, als ih. Er hat ein widerwärtiges Geſicht und wagte ihr zu ſagen: „Napoleon hoffe, ſie werde allen ihren Einfluß anwenden, den Friedensabſ{hluß zu be= ſ<leunigen, und hoffe auh, daß ſie kein ungerechtes Vor-= urtheil mehr gegen ihn nähre.“ Die Königin antwortete ihm mit großer Milde und Würde: „Die Frauen hätten niht über Krieg und Frieden mitzuſprechen.“ Wir waren entſeht über ſein Weſen und ſein ganzes Auſtreten. Später fam ein Graf Nariſchkin an, der Trophäen nah Petersburg bringt, welche die Koſaken täglich erbeuten. Wenn Bennigſen ſie nur erbeutete, das wäre beſſer; aber der iſt no< immer ruhig in Königsberg.

Jh höre die Prinzeß Solms iſ nach Holſtein abgereiſt. Die Königin kam zu mir und i ſtellte ihr die Schrader vor und ging dann ſpazieren mit ihr. Abends kam der Franzoſe zum Souper, bei dem auh die Königin erſchien.

17, Februar.

Zu Mittag Köhler und Kalkreuth. Die Koſaken er-= ringen täglich kleine Erfolge und machen Beute. Der König hat den Oberſt Kleiſt zu Napoleon geſchi>t; das hätte ih niht gethan.