Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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nigſen und Manteuffel kamen dann zur Königin und ſie behielt fie lange bei ſi<h. Um 4 Uhr fuhren wix fort, mit einer Esforte der Garde du Corps über die fliegenden Brücken, waren um 5 Uhx in Tilſit und ſtiegen in dem Quartier des Königs ab. Eine Viertelſtunde ſpäter kam Napoleon; ih empfing ihn mit der Gräfin Tauenzien am Fuße der Treppe. Ex iſ auffallend häßlich, ein dies, aufgedunſenes, braunes Geſicht, dabei if er forpulent, klein und ganz ohne Figur, feine großen runden Augen rollen unheimlih umher, der Ausdru> ſeinex Züge iſ Härte, ex ſicht aus wie die Jnfarnation des Erfolges. Nur der Mund iſ ſchön geſchnitten und auh die Zähne ſind ſchön. Er war äußerſt höflich, ſprach ſchr lange Zeit allein mit der Königin und dann fuhr ex fort. Gegen 8 Uhr begaben wix uns zu ihm, da ex aus Rücſſicht für die Königin ſein Diner früher beſtellt hatte. Während der Tafel war er ſehr guter Laune und ſprach ſehr viel mit mix. Nach Tiſche hatte er eine lange Converſation mit dex Königin, die auh ziemlich zufrieden mit dem Ergebniß derſelben war. Gott wolle geben, daß es zu Etwas hilft. Wix kamen um Mitternacht nach Pick= tupönen zurü>, dann kam no< der Großfürſt Conſtantin mit ſeinen Adjutanten zur Königin. Es war eine ſchre>liche Unruhe und Durcheinander z Hardenberg reiſte ab, und wix famen erſt gegen Morgen in unſere Zimmer. : Ault

J< ſchrieb Briefe nah: Memel, dann kam der Herzog von Holſtein; er iſ unerträglih. Zu Tiſche kam der Hetman der Koſaken, Platow, mit ſeinem Adjutanten, der zugleih ſein Dragoman iſ. Ex iſ ein ungemein großer ſ{<warzer Menſh mit einem grundguten Geſicht, ſehr ver-

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