Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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bindli<h und maniexrirt; ex verſprah ſ{<ließli<, mix ſein Portrait zu ſ<hi>en. Auch Brinkmann, Schladen und Holſtein waren zu Tiſche da. Um vier Uhr fuhren wix nach dem Lager der Koſaken, Kalmücken und Baſchkiren, die wie Chineſen ausſehen, und die Koſaken ſangen uns ſehr hübſ<h vor. Da es ſtürmiſh war, konnten wir nux ſehr langſam über die fliegende Brücke fahren; als wix beim König abgeſtiegen waren, erfuhren wir von dieſem, daß Napoleon Alles, was er am geſtrigen Tage der Königin verſprochen, bereits widerrufen habe und ſelbſt in der Härte ſeiner Forderungen no< weiter gegangen ſei, als er es vor der Zuſammenkunft mit ihr gethan hatte. Man ſagte, Herr von Talleyrand ſei Schuld daran. Napoleon kam niht zur Königin, obglei< ex zweimal an ihrem Hauſe vorüber fuhr und wix jedesmal umſonſt hinuntergehen mußten, in der Erwartung, er werde ausſteigen. Später fam der General Barbier, der die Königin zum Diner einlud. Wir fuhren ſogleih hin und Barbier begleitete die Königin. Napoleon ſah verlegen und zugleich tückiſ< und boshaft aus; ih verſuchte, mih von ihm entfernt zu halten und es gelang mir. Der Großherzog von Berg ſprach meiſt mit mir und machte mix einen guten Eindru>. Man ſeßte ſich bald zu Tiſche; ih ſpra<h während des ganzen Eſſens kein Wort und die Converſation wax allgemein ſehr gezwungen und einſilbig. Nach Tiſche ſprach die Königin noh einmal allein mit Napoleon; beim Fortgehen ſagte fie ihm, ſie werde abreiſen und empfinde es tief, daß er ſie getäuſcht habe. Meine arme Königin, ſie iſt ganz in Verzweiflung! —

Duroc war ſehr traurig; ſie wiederholte ihm daſſelbe, was ſie Napoleon beim Abſchied geſagt hatte.