Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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Zimmer leer und öde wären. Man ſagt, vielleicht würde ex in's Palais Radziwill ziehen.

' 3. November. Noch \<le<tere Nachrichten, als wir ſie ſhon täglich befommen! — Dieſe abſcheulichen Franzoſen wollen alle

Feſtungen demoliren und Alles, was darin dem Staat gehört, verkaufen. Sie werden uns nichts übrig laſſen. Beide Majeſtäten waren ganz troſtlos: ah, ih war es niht we= Niger —

4. November.

Jh fand die Königin heute früh ſo erſchüttert und verzweifelt über die lezten Nachrichten, daß ih den Entſchluß faßte, für ſie an Napoleon zu ſchreiben. Jh frug Stein um Rath, dex mir ſagte, ih ſolle es verſuchen. Jh zeigte ihm meinen Brief, er war zufrieden mit demſelben. Die Franzoſen wollen nun wirklih alle Feſtungen behalten und wollen aus Berlin niht wieder fort. Jn dieſem Falle müßte die unglückliche Königin den ganzen Winter hier oder in Königsberg bleiben, und das wäre zu hart für ſie.

11, November.

Jh erhielt das Verzeichniß von Allem, was die Franzoſen theils offiziell aus Berlin nah Paris fortgeſchafſt, theils einfa geraubt haben, ebenſo aus den Königlichen S<hlöſſern wie aus Potsdam; meiſtens Statuen, Bilder, Porzellan, Vaſen, Koſtbarkeiten und Kunſtwerke aller Art; es iſ eine unglaubliche Liſte.

25. November.

Ein Courier kam heute aus Paris und brachte die Antwort Napoleons. Ex verſpricht, daß die Truppen dieſe Provinzen verlaſſen ſollten, die Königin könne alsdann ihre