Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

— 828 —

eigene Kraft? — Alles, Alles fehlt, und ſo kann es nie zu entſhloſſenem, unerſhro>enem Handeln kommen. Giebt es für ein Herz, dem dies Königreih in Trümmer fallen zu ſehen ein Schmerz iſ, dem alle Worte ſich verſagen, etwas Troſtloſeres, als den Anbli> dieſer hoffnungsloſen, unſeligen Entmuthigung! —

Und meine Königin!! — deren große Eigenſchaften von einem ganzen Volke mit wahrer Anbetung verehrt werden, — umgeben von Kindern, die es ſchon jeßt zeigen, wie ausgezeichnet ſie zu werden verſprehen, wenn es uns nur gelingt, uns wieder zu erheben! —

O mein Gott, einzige Zuflucht, zu dex ih mi< in meinem Kummer wende, i< flehe Dich an, errette doch dies Königliche Haus aus dem fur<htbaren Unglück, das über ihm zuſammenſchlägt wie ein wildes Meer, gieb dem neuen Muth, neue Hoffnung und Entſchloſſenheit in's Herz, auf dem Alles ruht, und laß mi alte Frau, ehe ich ſterbe, noch die Erhörung meines Flehens für die erleben, denen mein ganzes Leben angehört.

14. Januar.

Heute fuhren die Majeſtäten nah Tauerlaken und gaben dort dex Kaufmannſchaft und Argelander vor Allem ein Diner; auh die Prinzeſſinnen und Simpſon waren dabei. Jh reiſte glei<h nah der Tafel ab und kam glülih über das Waſſer, und gegen 7 Uhr war ih in Schwarzort, wo ih übernachtete, und wo auch die Compagnie der Garde die Nacht blieb.

15. Januar. I< fuhr früh aus und fam glü>li<h ſpät Abends bis Roſſitten, wo ih in der Poſt ein Unterkommen fand.