Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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Schaß auf. Der gute, unvergeßliche Fürſt, der ihm folgte, ſchien geſchaffen, um ſeine Völker glü>lih zu machen, ein Charakter voller Milde und warmen herzlihen Wohlwollens ; es wax auh Energie in ihm, und er hätte ſie wohl bez wieſen, wenn niht das Unglück gewollt hätte, daß böſe niedere Einflüſſe ſich an ihn gedrängt und ſich ſeiner bemächtigt, und ex alle Herrſchaft übex ſeine eigenen Leidenſchaften ver= ſoren hätte. Dies wax auch der Grund ſeines frühen Todes, vor der Zeit ward ex hinweg genommen, und a<h — lange niht ſo beweint, wie er es wohl verdient hätte! — Und doch war er ſo gütig, ein ſo treuer Freund in der Noth, und wenn man ſi<h den ſ{hli<hten Ausdru> exlauben darf: ein fo ehrlicher, redliher Mann! —

Nun kam ſein Sohn, dex es ſehr wohl verſtand König zu ſein, und graden, ernſten Sinnes wie es ihm eigen war, ſeiner eigenen Eingebung überlaſſen, groß daſtehen würde in der Geſchichte. Aber die ihn erzogen, die ihn umgaben und die ihm dienten, Alle waren ſie ſchwach und lähmten, hinderten und entmuthigten ihn. Sie vermochten ihn ruhig zuzu=ſehen, da er hätte handeln follen, und dann im falſchen Augenblick den Krieg zu beginnen, erſt ganz allein und auh ſpäter nux ſhle<t unterſtühßt von einem Verbündeten, deſſen Soldaten wohl tapfer, aber deſſen Generäle ſämmtlih unbrau<hbar oder fäufli<h waren. Und dieſem Verbündeten dankte ex einen entehrenden Frieden, dex eben deshalb no< mehr als unglü>li<h war. —

Von all dem Glanz und der vergangenen Größe, was iſt uns geblieben als eine ſ<hmerzlihe Erinnerung? — Wer=den wir uns je wieder aus dieſem Elend emporreißen ? Wo iſ Willenskraft, wo Energie, wo Vertrauen in die