Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel
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jeder Beziehung; aber ſie hört ſih gern ſprehen und will auch immer und jederzeit die große Nolle ſpielen in Allem und Allem! Die junge Kaiſerin iſ doh gar zu unglücklich, man kann ſie nux von ganzer Seele beklagen! — Das einzig Schlimme füx uns hier iſ die Kälte, ſie iſt entſeßlih und
immer an jedem Ort dieſelbe. 21. Januar.
Die Königin hat heute heftiges Fieber und gar keine Stimme und mußte den ganzen Tag zu Bett bleiben. Jh aß allein bei der Kaiſerin - Mutter und unterhielt mich ſehr gut mit ihr; ſie erzählte mix unglaublih viel und iſt für mich von einer merkwürdigen Gnade und Freundlichkeit. Abends war Familien-Soixée bei meinex Königin.
22. Fanuar.
Die arme Königin iſt ein Bischen wohler, aber ſehr matt. Wieder Familien-Dinerx in ihren Zimmern. Abends war eine geiſtliche Muſik von den berühmten griechiſchen Kirchenſängern,, ebenfalls in ihren Zimmern, die überaus herrlih war. Alles iſ ſchön hier, man kann es nicht anders ſagen, nur die ſo ſchr ſpäten Stunden ſind ſchx ermüdend und die Kälte iſt zu furhtbax. Tolſtoy und ſeine Familie
waren heute lange bei mix, was mich freute. 23. Januar.
Wieder Familien = Dinex bei uns, was nicht eben ſehr unterhaltend iſt. Abends ein ſehr elegantes Feſt beim Grafen Stroganoff, deſſen Haus entzückend hübſch eingerichtet iſ; auh ex iſ zwar ein alter. Herr, aber ſehr heiter und liebenswiüirdig, und ſeine Schwiegertochter, geborene Fürſtin Lapuchin, i} eine angenehme Frau. Der Kaiſer ärgerte mich heute; er lraf dort ſeine Flamme und tanzte viel mit ihr, was ih niht billigen fann.