Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel
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19, Januar.
Das Dinex war heute wieder bei der Königin, nachdem wix vorher die Wohlthätigkeits-Anſtalten der Kaiſerin beſehen hatten, die ſehx großartig ſind; vor- und nachhex viele Beſuche und Kaufleute empfangen, die hier immerfort mit ihren Waaren kommen, um ſie vorzulegen. Abends war großes Feuerwerk vor dem Tauriſchen Palaſt, der von Potemkin erbaut und immens groß iſt. Das Feuerwerk begann ganz magiſch ſchnell. Eine Taube flog aus dem Gefolge der Majeſtäten plößlih empor und entzündete es wie mit einem Zauberſchlag! Jh habe nie in meinem Leben etwas ſo Wundervolles geſehen. Wahrhaft prachtvoll war zum Schluß der Fuſillard dur< die grandioſe unzählbare Menge der emporſteigenden Leuchtkugeln, Schwärmer und Raketen; das Ganze dauerte über eine Stunde. Nachher war ein Ball in einem 2 Werſt langen, ganz ungeheuer großen Saal, in dem allein 22,000 Kerzen und 6000 Lampen brannten, um deu unermeßlichen Raum zu erleuchten, und es läßt ſich denken, wie impoſant der Anblick dieſes lichtſtrahlenden Saales war. Man tanzte viele Polonaiſen und das Feſt dauerte bis nah 3 Uhr. Die Kaiſerin-Mutter macht bei dieſen Bällen immer ruhig thre Parthie.
20. Januar.
Die Königin war heute ſehr heiſer, es wax deshalb nur Familien-Dinex in ihrem Zimmex und Abends Theater in dex Eremitage. Das Stück war recht hübſch und dann kam noh ein Ballet in fünf Akten: „Pſyche und Amor“, was allein drei Stunden dauerte, ſo daß es ex nach Mitternacht \<loß; es war freilih ſehr hübſch, aber ſehr lang.
Die Kaiſerin = Muttex hat wirklih große Verdienſte in