Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

— 35 11. Juli. Heim findet heute wieder mehr Fieber, auh hat die arme geliebte Königin gar niht geſchlafen und dennoch hat ex die beſte Hoſſnung, verlangt nux große Vorſicht und Schonung; denn ex ſagt, die Lunge habe gelitten! — Ex dinirte mit dem Herzog, ſpielte Abends mit ihm Whiſt und iar ſehr guter Laune. Die Stafette kam und ging wie an jedem Tage, ih gab der Königin einen Brief des Königs und ſchrieb dann wie gewöhnlich an denſelben. Mir ſcheint, daß er der Königin ein Wort über mich geſchrieben haben muß, wenigſtens ſagte fie es mix und war ſehr gnädig und herzlih gegen mi. 12. Juli; Heim reiſte leider heute Abend wieder ab; im Grunde findet er den Zuſtand der Königin doh niht gut, Fieber, Huſten und Schwäche immer unverändert, und' ſagt, daß ſie niht nur eine Lungenentzündung, ſondern in Folge derſelben eine Art Abſceß in der Lunge gehabt habe, der nun auf= gegangen ſei und daher käme der Huſten. Das iſt es auch, was bedenklih werden kann, wenn nicht große Vorſicht obwaltet; Hieronimi ſagt auch, ex habe dies Alles gleich er= kannt, aber ih zweifle daran, denn Heim hat es ihm erſt flar gemacht. Der liebe Gott wolle uns helfen! ih leide das Unausfpreclichſte in der Bekümmerniß meines Herzens. Die Herrſchaften fuhren ſpazieren, ih verließ mein Zimmer nicht und ſchrieb die Briefe, die Heim mitnehmen ſollte, die Antworten auf unzählbare Anfragen. i 13. Juli. Die arme Königin hat nux wenig geſ{hlafen und hat immer noh Fieber; man ſeßte ihr Blutigel und fie vexlox